Sexuelle Erweckung

Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg

Katja lebt in Bamberg und ist mit 19 Jahren noch Jungfrau. Sie ist der Meinung, dass das nicht so bleiben kann, sieht in Bamberg jedoch keine Möglichkeit, endlich die Unschuld zu verlieren. Deswegen besucht sie für drei Wochen ihre Freundin in München, denn in der großen Stadt wimmelt es in ihrer Vorstellung von Männern, die dem schnellen Sex nicht abgeneigt sind. Kurz nach Ihrem Eintreffen in München landet sie bei Gustl, in dessen WG sie einzieht. Gustl soll für ein paar Monate auf die Wohnung eines Freundes aufpassen, der sich beruflich im Libanon aufhält. Ohne dessen Wissen vermietet er die freien Zimmer, weil es schließlich schade wäre, wenn sie leer stehen würden. Die Versuche Katjas, an den richtigen Mann zu kommen, scheitern stets, wenn die Herren der Schöpfung erfahren, dass sie noch Jungfrau ist. Sofort wird sie aus den Betten geworfen oder kommt gar nicht erst hinein. Langsam aber sicher neigen sich die drei Wochen in München dem Ende...

Ähnlich wie „Zur Sache Schätzchen“ fängt „Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg“ das Lebensgefühl in den Tag hinein lebender Menschen ein. Gustl und seine Mitbewohner sind allesamt Hallodris oder gehen wie der merkwürdige Graf bizarren Tätigkeiten nach. Letzterer malt Protestschilder für jegliche politische Richtung. Mann spürt förmlich die Leichtigkeit des Seins in den Aktionen dieser Tagträumer. Auf der zweiten Ebene persifliert Marran Gosov über Katjas erfolglose Versuche, die Unschuld zu verlieren, die sexuelle Revolution, welche sich spätestens beim Wort Jungfrau in konservative Werttreue verwandelt. Über dem ganzen Film liegt eine leichte, humorvolle Stimmung, die Jacques Loussiers traumhafter Musik eine kongeniale Spiegelung erfährt. Als echte Sexkomödie geht der Film allerdings heute nicht mehr durch. Dafür ist er ein schönes Zeitdokument des so genannten Schwabing-Films.

Bildqualität

Da der Film bereits 40 Jahre alt ist und sich eine aufwendige Restaurierung vermutlich nicht gelohnt hätte, treten immer wieder leichte Bilddefekte oder Verschmutzungen auf. Die Schärfe siedelt sich auf durchschnittlichem Niveau an, teilweise ist sie etwas besser, manchmal auch schlechter. Die Farben sind leicht ausgewaschen und ein Hintergrundrauschen ist stets präsent. Insgesamt ist die Bildqualität brauchbar.

Tonqualität

Der Mono-Ton macht natürlich keine großen Sprünge. Das permanente leichte Rauschen geht aber nicht zu Lasten der Verständlichkeit, so dass man allen Dialogen folgen kann. Die Musik lässt sich ebenfalls noch genießen.

Extras

Bonusmaterial gibt es nicht.

Fazit

„Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg“ ist eine wunderbare Zeitkomödie, die sowohl die sexuelle Freizügigkeit persifliert als auch das lockere Lebensgefühl seiner Hauptfiguren präzise einfängt. Technisch ist die DVD brauchbar.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Engelchen oder die Jungfrau von Bamberg (1968)
Länge 82 Minuten (Pal)
Studio Eurovideo
Regie Marrran Gosov
Darsteller Gila von Weitershausen, Ulli Koch, Dieter Augustin, Hans Clarin, u.a.
Format 1:1,66 (4:3)
Ton Mono Deutsch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 23 EUR
Bewertung gut, technisch brauchbar