Auf dem Cover der DVD wird „Dragon Suqad“ relativ groß als „Ein Steven Segal Film“ beworben, was nicht ganz falsch ist, da der Actiondarsteller mit dem Zopf als einer der Produzenten des Films tätig war. Dennoch könnte der eine oder andere Käufer hier in die Irre geführt werden, da Segal dem Publikum eher als Darsteller bekannt ist. Aber auch unseriös angehauchte Werbesprüche können „Dragon Squad“ nichts anhaben. Regisseur Daniel Lee erzählt die Geschichte einer internationalen Spezialeinheit, die in Hongkong einen berüchtigten Kriminellen zur Gerichtsverhandlung eskortieren soll. Bei einem Zwischenfall merken die Mitglieder der Spezialeinheit, dass sie lediglich als Köder für eventuelle Befreier fungieren sollten, denn der Gefangenentransporter ist leer. Da die tatsächlich im Hinterhalt liegenden Befreier über ausgezeichnete Informationen verfügen, haben sie das Ablenkungsmanöver durchschaut und in der Zwischenzeit den realen Gefangenentransporter überfallen. Der Kriminelle befindet sich bei seinen Befreiern aber nicht in den Händen seiner Freunde. Es handelt sich vielmehr um ein paar Kollegen aus alten Tagen, die mit ihm noch ein Hühnchen zu rupfen haben. Das bringt wiederum den Bruder des Kriminellen auf den Plan, welcher der eigentliche Triadenboss ist. Gleichzeitig versuchen die reguläre Polizei und die Spezialeinheit Licht in das Dunkel zu bringen. Dabei spielt ein Polizist eine zentrale Rolle, der in fünf Tagen pensioniert wird. Er ist auch in die alte Geschichte verwickelt, welche die Befreier zu ihrer Entführung getrieben hat.
„Dragon Squad“ hantiert mit vielen Figuren herum, deren Vergangenheit in den meisten Fällen miteinander zusammenhängt. Zwischentitel gliedern das Geschehen in verschiedene Kapitel. Auf diese Weise baut der Film seine Dramaturgie geschickt um ein vergangenes Ereignis herum auf, dessen Energielinien in der Gegenwart des Films wieder zusammen prallen. Gleichzeitig reflektiert er über die Zwischentitel seine Konstruktion und legt sie offen. Daniel Lee will sowohl die Emotionalität der miteinander verwobenen Schicksale als rasante Actiongeschichte erzählen, als auch das intellektuelle Spiel mit seiner dramaturgischen Konstruktion treiben. Beides gelingt ihm auf ausgezeichnete Weise. Wo die Zwischentitel denjenigen zum Nachdenken anregen können, der Lust dazu hat, brechen an anderer Stelle brachiale sowie exzellent choreographierte Actionszenen über den Zuschauer herein. Das visuelle Konzept setzt die temporeiche Handlung mit allerlei durchgestylten Bildern um. Der häufige Gebrauch verfremdender Filter gehört ebenso dazu wie Schießereien, in denen umher fliegendes Material wie Schnee auf die Akteure herab rieselt. Die fulminanten, mit aller Konsequenz geführten Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Parteien münden in nahezu kriegerischen Duellen auf den Straßen Hongkongs. Scharfschützen kämpfen gegen Scharfschützen. Fast immer bilden sich Opponenten heraus, die sich auf dem gleichen Feld der Fähigkeiten messen. „Dragon Squad“ erzählt eine Geschichte, die in der Vergangenheit ihren Anfang genommen hat und nun unaufhaltsam wie ein Zug ohne Bremsen weiter fährt. Das miteinander verwobene Geflecht aus Motiven, Schicksalen und Zufälligkeiten muss in der Gegenwart des Films endgültig gelöst werden. Dabei steht aufgrund der Komplexität nur der letzte Kampf zur Verfügung, da die friedliche Lösung der einen Konfliktlinie sofort eine neue aufmachen würde. So tanzen alle Figuren ein großes, emotionales Todesballett, dessen Geschehen bis zum Nullpunkt kulminiert, an dem alle Konfliktlinien wieder zusammenlaufen und implodieren. So bleiben am Ende nur die Bilder der Kamera übrig, mit der ein Mitglied der Spezialeinheit seinen ersten Einsatz gefilmt hat. Die ganze Welt der Emotionen, Gewalt und Professionalität der beteiligten Akteure hat ihren Platz auf einer Videokassette gefunden. Das ganze Universum auf einem Datenträger. Hier treffen sich die Gefühle und die Technik des filmischen Geschichtenerzählens wieder.
Bildqualität
Ohne Verschmutzungen oder Bilddefekte erstrahlt der Film mit sehr guter Schärfe auf der DVD, die lediglich bei Bewegungen an Qualität einbüßt, da hier auch jenseits der stilistischen Mittel Nachzieheffekte sichtbar sind. Die Farben sind kräftig und geben das durch häufigen Filtereinsatz geprägte visuelle Konzept sehr gut wieder. Wenn Flächen einmal Überstrahlen, dann ist das keine Schwäche des Kontrastes, sondern Teil der artifiziellen Gestaltung. Rauschmuster tauchen fast gar nicht auf. Lediglich Blockrauschen schleicht sich hier und da in die Bilder.Tonqualität
Die Tonkulisse kann auf der ganzen Linie überzeugen. Mit ausgezeichneter Dynamik kommen die Effektgeräusche in den Actionsequenzen aus allen Boxen, so dass hier ein mitreißender Raumklang aufgebaut wird. Darüber hinaus bleiben die Dialoge immer klar und verständlich, so dass sich die einzelnen Spuren auch hier keine Blöße geben. Rauschen gibt es nicht, so dass keine Schwäche zu bemängeln ist.Extras
Das Bonusmaterial erschöpft sich in Texttafelfilmo- und biographien sowie dem Trailer.Fazit
„Dragon Squad“ funktioniert sowohl auf der intellektuellen Ebene, indem Daniel Lee einen „letzten“ Actionfilm über den „letzten“ Kampf der klassischen Konfliktparteien Polizei, Gangster, Spezialeinheit inszeniert, als auch auf der emotionalen Ebene der einzelnen Schicksale sowie der Rasanz der brachialen Actionszenen. Das macht „Dragon Squad“ zu einem der sehenswertesten aktuellen Hongkong-Filme. Technisch ist die DVD ausgezeichnet.Stefan Dabrock
Originaltitel | Maang lung (Hongkong 2005) |
Länge | 106 Minuten (Pal) |
Studio | Sunfilm |
Regie | Daniel Lee |
Darsteller | Sammo Hung, Michael Biehn, Jun-Ho Heo, Vanessa Wu, Maggie Q, u.a. |
Format | 1:1,85 (16:9) |
Ton | DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Kantonesisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Bio- und Filmographien, Trailer |
Preis | ca. 17 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch sehr gut |