Der Graf in Kalifornien

Draculas Blutnacht

Draculas BlutnachtDer Dracula-Mythos ist immer wieder Gegenstand in Filmen, die in der Gegenwart ihrer Entstehungszeit spielen. Der britische Beitrag „Dacula jagt Mini-Mädchen“ („Dracula A.D. 1972“, Regie: Alan Gibson, 1972) ist wie der einige Jahre früher entstandene amerikanische Film „Draculas Blutnacht“ ein Beispiel dafür. Letzterer wurde nun in Deutschland auf DVD veröffentlicht. Darin muss Dracula aus seiner europäischen Heimat fliehen, weil ihm die Vampirjäger dicht auf den Fersen sind. In einem Zug tötet Dracula einen mitreisenden Künstler, der im Begriff ist, nach Amerika auszuwandern. Er nimmt dessen Identität an und schleicht sich in einer kalifornischen Kleinstadt in die Familie seines Opfers ein. Aufgrund seines unsteten Schlafrhythmus sowie der zurückhaltenden Art gegenüber anderen Menschen, gilt der getarnte Dracula recht schnell als Sonderling. Seine wahre Natur bleibt den friedlichen Menschen im sonnigen Kalifornien aber verborgen. Erst das Auftauchen der Vampirjäger, die Dracula in Europa knapp verpasst haben, macht den Menschen klar, welche Gefahr ihnen droht.

Paul Landres' Film kann auf dem Gebiet des B-Horror-Genres mit ansprechender Qualität punkten, weil er in Francis Lederer einen Dracula-Darsteller gefunden hat, der fehlende finanzielle Mittel allein durch seine beängstigende Interpretation des Blutsaugers wett macht. Die unspektakuläre Kleinstadt bildet mit ihrer naiven Verschlafenheit einen schönen Kontrast zu Lederers Dracula. Allein seine Augenpartie strahlt eine undurchdringliche Kraft aus, weil der feste, entschlossene Blick stets etwas anderes ausdrückt, als es die teilweise zurückhaltenden, höflichen Worte aus Lederers Mund tun. Er verbreitet eine Atmosphäre der Bedrohung, die sich Draculas Blutnacht im Zusammenspiel mit seinem bizarren Verhalten über die Ruhe der Kleinstadt legt. Aus dieser Parallelrealität, welche das familiäre Idyll zu zerstören droht, zieht Landres die Spannung für die kompakte Genrehandlung. Dabei fällt auf, dass die naiven Kalifornier der düsteren Konsequenz Draculas nichts entgegen zu setzen hätten. Erst mit dem Erscheinen der Vampirjäger kommt Bewegung in die Abwehrfront. So erzählt „Draculas Blutnacht“ auch eine Geschichte über den Verlust der Unschuld, der im Vampirmythos ohnehin aufgehoben ist, wenn man an die vielen Frauenhälse denkt, in denen die Zähne der Blutsauger landen. Die sexuelle Thematik wird jedoch in eine vordringlich soziologische Thematik umgewandelt. Das Verbrechen, so lässt einen der Film glauben, ist in dem kleinen Ort im Prinzip unbekannt. Der Sheriff wirkt lediglich wie ein Sicherheitsnetz, das eigentlich nicht benötigt wird. Mit der Dracula-Konfrontation verliert das Paradies seinen Charakter der Gefahrlosigkeit. Bedrohung und Lösung kommen dabei gleichermaßen von außen, weil das Paradies als Illusion nicht darauf vorbereitet ist, sich zu verteidigen. Erst der Zusammenbruch der Scheinwelt ermöglicht eine Gegenreaktion. Die Kunstwelt der Kleinstadt wird sich neu formieren müssen.

Bildqualität

Draculas BlutnachtDas Bild der DVD besitzt nur wenige Defekte und Verschmutzungen. Die Schärfe ist gut geraten, da sich die Konturen trennscharf absetzen. Die Detailfreudigkeit schwankt allerdings zwischen einzelnen Szenen und ist im Schnitt solide. Der Kontrast überzeugt mit einer differenzierten Schwarzweißdarstellung. Das analoge Rauschen des Bildes stört nicht, sonstige Rauschmuster treten nicht in Erscheinung.

Tonqualität

Beide 2.0-Mono-Tonspuren bieten verständliche Dialoge mit einem leichten Hintergrundrauschen, das aber dezent genug bleibt, um nicht störend aufzufallen. Die Klangfarbe der Dialoge hat jedoch etwas wenig Volumen. Ein Umstand, der angesichts des Filmalters aber kaum überrascht. Die Schwächen halten sich aber in angenehme Grenzen, so dass der Ton insgesamt gut ausfällt.

Extras

Bonusmaterial ist nicht vorhanden.

Fazit

„Draculas Blutnacht“ zieht sein Spannungspotential aus den Qualitäten seines Dracula-Darstellers Francis Lederer sowie der Konfrontation des naiven Kleinstadtmilieus mit dem gefährlichen Blutsauger. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Return of Dracula (USA 1958)
Länge 74 Minuten (PAL)
Studio Mr. Banker Films
Regie Paul Landres
Darsteller Francis Lederer, Norma Eberhardt, Ray Stricklyn, Jimmy Baird, Greta Granstedt, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 8 EUR
Bewertung guter Durchschnitt, technisch gut