Für eine herausragende DVD-Edition (sehr gute Bildqualität) wird dieser DVD der Gipfel verliehen.
Jimmy Sangster, einer der wichtigsten Köpfe in der Geschichte des legendären britischen Hammer-Studios, schrieb am Drehbuch des 1960 entstandenen „Dracula und seine Bräute“ mit. Sangsters Geschichten besitzen oftmals Charaktere, die sich einer klaren Einordnung widersetzen, wie es sonst in Genrewerken häufig der Fall ist. Gut und Böse lösen sich zugunsten tragischer Konstellationen auf, welche den Erzählungen einen psychologischen Reichtum innerhalb der Genregrenzen verleihen. Das ist bei „Dracula und seine Bräute“ nicht anders, der mit einer Kutschfahrt durch die transylvanische Landschaft beginnt. In dem Gefährt befindet sich eine Französin, die ihre neue Stellung als Lehrerin in einer nahe gelegenen Mädchenschule antreten möchte. Als sie gegen Abend in einem kleinen Dorf rastet, um im Gasthof eine Mahlzeit einzunehmen, macht sich der Kutscher in rasender Fahrt davon. Die Einheimischen drängen die Lehrerin, das Dorf auf schnellstem Wege zu verlassen. Ein Unterfangen, das sich ohne Kutsche kaum realisieren lässt. Doch plötzlich taucht die Herrin des über dem Dorf thronenden Schlosses Meinster auf, die der Lehrerin anbietet, sie über Nacht im Schloss zu beherbergen. Die Französin geht auf das Angebot ein, muss im Schloss aber feststellen, dass dort Seltsames vor sich geht. Sie befreit den angeketteten Sohn ihrer Gastgeberin, woraufhin recht bald die erste Frauenleiche mit Bisswunden am Hals auftaucht. Ein Umstand, für den sich der frisch im Dorf eingetroffene Doktor Van Helsing besonders interessiert.
Eine Mutter, die ihren Sohn gefangen hält, ein Vampir, der zwischen Charme und Wildheit wechselt, eine Lehrerin, die mit ihrer Naivität an das Gute glaubt, und ein Doktor Van Helsing, der mit Entschlossenheit gegen die Blutsauger zu Felde zieht. „Dracula und seine Bräute“ mischt klassische Zutaten mit einer ungewöhnlichen Geschichte, welche über die Beziehung zwischen dem Vampir und seiner Mutter eine anrührend tragische Note erhält. Die Häftlingsexistenz verleiht dem Vampir, dessen Lebensraum durch den Radius einer Kette bestimmt wird, die notwendige Melancholie, um an das menschliche Mitleid zu appellieren. So erscheint er nicht eindeutig als das starke Wesen, das sich mit wilder Entschlossenheit vom Blut seiner Opfer ernährt. Auf diese Weise erhält der Vampir eine Komplexität widerstreitender Eigenschaften, da seine Schwäche nicht nur das Ergebnis einer schauspielerischen Leistung ist. Das setzt sich in der Mutter fort, die ein Spiegelbild ihres Sohnes ist. Äußerlich wirkt sie gebrochen, beweist aber große Stärke, indem sie den Sprössling entgegen der eigenen Gefühle gefangen hält. Dieses fein austarierte Gleichgewicht, das durch die spiegelbildlichen Kräfte in der Waage gehalten wird, gerät durch das Eingreifen der Lehrerin ins Wanken.
Innerhalb des Films findet im Rahmen einer wundervollen gotischen Horrorgeschichte die Analyse über den Zusammenbruch eines sozialen Mikrogebildes statt. Exemplarisch wird vorgeführt, wie ein instabiles Gleichgewicht, das nur durch tragische Handlungen und Zwänge aufrecht erhalten wird, in einer sich steigernden Katastrophe zusammen bricht. Das sorgt für eine dramatische Dynamik, deren atmosphärische Wirkung durch die opulente Ausstattung sowie die einfallsreiche Kameraarbeit gesteigert wird. Die intensiven Farben und das schöne Licht-Schatten-Spiel reflektieren die Gefühle, die sich durch den temporeichen Verlauf immer weiter steigern. Der einzige Ruhepunkt im emotionalen Durcheinander ist der Profi Van Helsing, den Peter Cushing mit glänzender Durchschlagskraft verkörpert. Nur er kann die Situation ordnen, in welcher sich die Gefühle nicht ergänzen.
Die DVD wird als Koch Media Hammer Edition No 01 veröffentlicht, die Nummer 02 trägt der zeitgleich auf den Markt gebrachte „Der Fluch von Siniestro“. Die Nummerierung suggeriert, dass noch weitere Titel erscheinen werden. Für Spannung ist folglich gesorgt.
Bildqualität
Koch Media präsentiert wieder einmal eine DVD, deren Bildqualität zum Zunge schnalzen ist. Keinerlei Dreckspuren oder Bilddefekte stören beim Genuss des 47 Jahre alten Films. Die Schärfe ist ebenso exzellent wie die Farben in der ursprünglichen Intensität erstrahlen. Wenn man es nicht besser wüsste, dann würde man denken, es handele sich um ein Werk aus dem Jahr 2007. Der sehr gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild, dessen Schwarzwert tief ist, ohne dass Details verloren gehen. Störende Rauschmuster gibt es nicht. Besser kann ein Transfer nicht aussehen.Tonqualität
Das minimale Rauschen stört in keiner Weise. Die Dialoge sind klar und verständlich, die Musik erstrahlt in voller Schönheit. Verzerrungen treten nicht auf. So sollten sich Mono-Tonspuren immer anhören.Extras
Das Bonusmaterial besteht aus zwei Trailern, einer Bildergalerie und einem 16seitigen Boooklet.Fazit
„Dracula und seine Bräute“ gehört zu den besten Werken aus dem legendären britischen Hammer-Studio. Komplexe Emotionen treffen auf einen klassischen Erzählstrang, der auf diese Weise einen ungewöhnlichen Reichtum an Tragik besitzt. Technisch ist die DVD auf Gipfelniveau.Stefan Dabrock
Originaltitel | The Brides of Dracula (GB 1960) |
Länge | 82 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Terence Fisher |
Darsteller | Peter Cushing, Martita Hunt, Yvonne Monlaur, u.a. |
Format | 1:1,66 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch |
Untertitel | - |
Extras | Bildergalerie, Trailer, Booklet |
Preis | ca. 14 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch ausgezeichnet |