Der deutsche Regisseur Douglas Sirk – bevor er Ende der 1930er Jahre in die USA ging arbeitet er als Hans Detlef Sirck für die UFA – wird vor allem aufgrund seiner Melodramen der 1950er Jahre geschätzt.
In der Douglas Sirk Collection hat Koch Media drei dieser Filme veröffentlicht.
In „All meine Sehnsucht“ („All I Desire“) kehrt eine Revuetänzerin, die ihre Familie einst verließ, aufgrund eines Briefes Ihrer Tochter zur Familie zurück. Eine Schultheateraufführung, in der die Tochter der Revuetänzerin auftritt, diente als Anlass für die briefliche Einladung. Der Rest der Familie weiß davon nichts. Diverse ungeklärte emotionale Konflikte aus der Vergangenheit kochen nach dem Eintreffen der viele Jahre abwesenden Frau wieder hoch. Aber diesmal will sie nicht wieder weglaufen. Die ersten zehn Minuten des Films sind eine inszenatorische Meisterleistung Sirks, der in einer ungemein dichten Szenenfolge enttäuschte Träume, immer noch vorhandene Sehnsüchte und emotionale Konflikte mit brillanter Ökonomie auf den Punkt bringt. Hier bereitet er den Boden für alle folgenden Verwicklungen, die sich schließlich bis in melodramatische Höhen steigern. Barbara Stanwyck verkörpert die Revuetänzerin, die sich einst den Konflikten nicht stellen konnte, als gereifte Persönlichkeit, die das Trümmerfeld vergangener Leidenschaften und aktueller Bedürfnisse mit furchtloser Entschlossenheit bereinigen will. Dabei bleibt sie jedoch stets verletzlich, so dass ihr ein ergreifendes Portrait gelingt.
In „Es gibt immer ein Morgen“ („There's Always Tomorrow“) trifft ein Spielzeugfabrikant und Familienvater eine frühere Bekannte wieder. Da sich seine Frau intensiv um die Kinder kümmert, scheitern seine Versuche, sie an ihrem Geburtstag in eine Show einzuladen. Also nimmt er kurzerhand die plötzlich vor der Tür stehende Bekannte aus alten Tagen mit und kommt ihr im Zuge eines weiteren zufälligen Treffens näher. Da er sich von seiner Frau sowie seiner Familie vernachlässigt fühlt, droht die aufkeimende Zuneigung auf fruchtbaren Boden zu fallen. Erneut brilliert Sirk in den ersten zehn Minuten, die das Dilemma des Spielzeugfabrikanten auf den Punkt bringen. Der erfolgreiche Unternehmer hat zwar „alles“ erreicht, kommt sich in seinem eigenen Haus aber zunehmend wie ein Fremder vor, da sich das Leben an ihm vorbei ereignet. Der emotionale Druck treibt ihn schließlich ganz langsam in die Arme seiner früheren Bekannten, die viel Zeit für ihn hat. Dabei erweist sich Sirk als feinfühliger Beobachter, der die einzelnen Stationen des emotionalen Ausbruchsversuchs auf Seiten des Fabrikanten präzise einfängt. Von Beginn an erhält der Film so die Dynamik eines Zuges, der unaufhörlich in Richtung eines Sackbahnhofs zurast. Entsprechend wuchtig entfaltet sich das Melodram, dessen unausweichliche Konflikte den Zuschauer schon lange vor der direkten Konfrontation auf der Leinwand gepackt haben.
In „Der letzte Akkord“ („Interlude“) verliebt sich eine Amerikanerin, die in München eine Stelle angenommen hat, in den berühmten Dirigenten Tonio Fischer. Der ist mit einer psychisch kranken Frau verheiratet, deren Zustand ihm zunehmend zu schaffen macht. Deswegen lässt er sich dankbar auf die Amerikanerin ein, mit der er wieder unbeschwerte Stunden verbringen kann. Aber seine Frau bekommt die Affäre schließlich mit, so dass die Unbeschwertheit verfliegt. Während die beiden anderen Filme Schwarzweiß sind, hat Douglas Sirk „Der letzte Akkord“ in Farbe gedreht. Die Konfliktdichte wird hier zugunsten harmonischer Aufnahmen der Liebesaffäre zurück gefahren. Dafür besitzt der melodramatische Höhepunkt des Films eine ungleich düstere Note. Verzweiflung und Wahnsinn, den Sirk während des ganzen Films nicht zufällig mit Andeutungen an den Bayernkönig Ludwig II vorbereitet, erschaffen schließlich eine beklemmende Atmosphäre, aus der es nur noch einen höchst ambivalenten Ausweg gibt. Die weibliche Hauptfigur hat sich in eine Situation manövriert, in der sie ihr Freiheitsstreben aufgeben muss, um wieder zur Ruhe zu kommen. Die Erfüllung ihrer Sehnsüchte hingegen spielt bei der Wendung am Ende nur noch eine untergeordnete Rolle.
Bildqualität
Die beiden Schwarzweiß-Filme „All meine Sehnsucht“ und „Es gibt immer ein Morgen“ weisen eine sehr ähnliche Bildqualität auf. Verschmutzungen oder Bildpunkte sind nur noch vergleichsweise selten sichtbar. Die Schärfe pendelt sich auf angenehmem Niveau ein, so dass die Konturen leicht matschig wirken. Ein analoges Rauschen ist zwar stets präsent, aber nicht störend. Der sehr gute Kontrast sorgt für ein wundervoll plastisches Bild, das die ausgezeichnete Bildkomposition sehr gut zur Geltung bringt. Sonstige Rauschmuster treten nicht störend in Erscheinung. „Der letzte Akkord“ weist eine noch etwas bessere Bildqualität auf. Verschmutzungen und Bildpunkte huschen auch hier nur selten durch das Bild. Die Schärfe sorgt für eine bessere Konturendarstellung und einen größeren Detailreichtum. Dazu überzeugt die DVD zumeist mit kräftigen Farben und einem ausgewogenen Kontrast. Auch hier tritt leichtes analoges Rauschen auf. Gelegentlich ist leichtes Blockrauschen zu sehen.Tonqualität
„All meine Sehnsucht“ und „Es gibt immer ein Morgen“ überzeugen mit einem guten 2.0-Mono-Ton. Sowohl in der deutschen als auch der englischen Version sind die Dialoge klar und verständlich. Auch die Musikwiedergabe überzeugt ohne nennenswerte Verzerrungen. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht. Bei „Der letzte Akkord“ zeigt sich ein etwas differenziertes Bild. Die Dialoge sind jeweils klar und verständlich, der englische Ton weist aber ein etwas stärkeres Rauschen auf. Die Musik ist im englischen Original weitgehend verzerrungsfrei, beim deutschen Ton kommt es hingegen zu leichtem Schrebbeln bei den Höhen.Extras
Das Bonusmaterial besteht bei den drei Filmen jeweils aus einem Trailer und einer Bildergalerie.Fazit
Koch Media hat drei Melodramen des ausgezeichneten Regisseurs Douglas Sirk in einer hübschen DVD-Box veröffentlicht. Freunde emotionalen Kinos kommen daran kaum vorbei. Technisch sind die DVDs angesichts des Filmalters gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | All I Desire / There's Always Tomorrow / Interlude (USA 1953 / 1956 / 1957) |
Länge | 76 / 81 / 85 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Douglas Sirk |
Darsteller | Barbara Stanwyck, Richard Carlson, Lyle Bettger, u.a. / Barbara Stanwyck, Fred MacMurray, Joan Bennett, William Reynolds, u.a. / June Allyson, Rossano Brazzi, Marianne Koch, u.a. |
Format | 1:1,33 (4:3), 1: 1,85 (16:9), 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Jeweils Bildergalerie, Trailer |
Preis | ca. 34 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch angesichts des Filmalters gut |