Natürlich ist „Django – Die Geier stehen Schlange“ eine der vielen Titelumwidmungen, da der deutsche Verleih glaubte, mit dem Markennamen Django mehr Zuschauer in die Kinos zu locken. Im Original heißt die Hauptfigur Johnny Ashley. Der erfahrene Pistolenschütze kommt wieder zurück nach Hause, um auf seiner Farm den Leichnam seiner Frau vorzufinden. Banditen haben sie getötet und den gemeinsamen kleinen Sohn entführt. Johnny schwört Rache. Das Angebot eines Sheriffs, als Ordnungshüter zu arbeiten, lehnt Johnny aber ab, da er dann nicht flexibel genug wäre. Als einsamer Rächer zieht er auf der Suche nach den Banditen durch das Land, während sein Sohn immer älter wird. Langsam entwickelt sich der Junge zu einem vollwertigen Mitglied der Banditen.
Die Handlung erscheint in der Zusammenfassung deswegen so simpel, weil Johnny auf seinem jahrelangen Rachefeldzug zumeist nicht einmal in der Nähe der gesuchten Banditen zu sein scheint. Neben kleineren Begegnungen mit seinem inzwischen erwachsenen Sohn – natürlich haben beide keine Ahnung wer der jeweils andere ist – liefert sich der Pistolenschütze immer wieder Scharmützel mit völlig anderen Bösewichten. Der Film erzählt folglich eine Geschichte bedingungsloser Beharrlichkeit, die in der gewaltgeprägten Zeit des wilden Westens über die Leichen vieler Menschen geht, welche mit dem Motiv des Rächers gar nichts zu tun haben, aber ebenfalls Banditen sind. Rache als jahrelanger Handlungsimpuls ist durchaus ein faszinierendes Thema, das Regisseur Alberto Cardone aber nur unzureichend ausarbeitet. Ihm gelingt es nicht, mit filmischen Mitteln die verstrichene Zeit zu verdeutlichen. Ein Grund dafür ist, dass Johnny zumindest anfangs immer dieselbe Kleidung trägt, obwohl bereits einige Zeit vergangen sein muss. Erst als in einem Dialog davon die Rede ist, dass Johnny bereits Jahre unterwegs ist, wird die zeitliche Dimension sichtbar. Das Auftauchen des inzwischen erwachsenen Sohnes trägt ebenfalls dazu bei.
Seine Banditenexistenz spielt jedoch nur eine untergeordnete Rolle, so dass Cardone das Potential des Familiendramas nicht vollständig ausschöpft. Erst gegen Ende bildet es den folgerichtigen Höhepunkt. Übrig bleibt deswegen über weite Strecken die etwas ziellos wirkende Suche Johnnys, dessen Motivation, diese oder jene Richtung einzuschlagen, niemals Teil der Handlung ist. Dennoch ist „Django – Die Geier stehen Schlange“ ein unterhaltsamer Vertreter des Genres mit tiefergehenden Untertönen geworden. Das liegt an der Aktionsdichte, die einige hübsche Schießereien und Kämpfe bietet. Zusammen mit der wunderschönen Kameraarbeit, die immer wieder exquisite Bildkompositionen aus Landschaft und Mensch bereit hält, sowie der sehr guten Musik Francesco de Masis können die Schwächen überdeckt werden, zumal die innewohnenden Themen durchaus vorhanden sind; wenn auch nicht konsequent ausgearbeitet.
Bildqualität
Die Bildqualität ist angesichts des Filmalters wieder einmal gut geworden. Die Schärfe liefert sehr gute Werte bei Nahaufnahmen, Totalen wirken jedoch schon einmal leicht matschig, da hier die Konturenschärfe weniger gut ausfällt. Verschmutzungen oder Defekte beeinträchtigen das Bild nicht. Die Farben sind zumeist recht kräftig, mache Szenen wirken aber leicht ausgewaschen. Der gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Analoges Rauschen ist stets leicht sichtbar, sonstige Rauschmuster existieren nicht.Tonqualität
Sowohl der italienische als auch der deutsche 2.0-Ton sorgen für rauschfreie, verständliche Dialoge sowie eine gute Musikwiedergabe ohne Verzerrungen. Der italienische Ton ist etwas dumpfer als die deutsche Synchronisation. Die Szenen, für die keine deutsche Synchronisation vorliegt, sind im italienischen original mit deutschen Untertiteln enthalten. Die DVD enthält zusätzlich noch englische Untertitel, die auf dem Cover nicht angegeben sind.Extras
Die 40minütige Dokumentation über das Festival „Cinevento 2007“ das zu Ehren des 2005 verstorbenen Komponisten Francesco de Masi veranstaltet wurde, ist sehr sehenswert. Unter anderem kommen Felippe de Masi, Lamberto Bava, Enzo G. Castellari und Francesco de Masi selbst (seine Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2005) zu Wort. Darin geht es sowohl um den vorliegenden Film, als auch den Italo-Western und um de Masis Kompositionsstil. Zusätzlich sind einige Festival-Impressionen inklusive eines Konzertausschnitts zu sehen, so dass die Dokumentation sehr sehenswert ist. Eine Bildergalerie und der Trailer runden das Bonusmaterial ab.Fazit
„Django – Die Geier stehen Schlange“ arbeitet sein Familien- sowie Rachedrama leider nicht konsequent aus, schafft es aber dank hohem Tempo, feinen Bildkompositionen und der sehr schönen Filmmusik im oberen Durchschnitt des Genres zu landen. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Sette dollari sul rosso (Italien/Spanien 1966) |
Länge | 96 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Alberto Cardone |
Darsteller | Anthony Steffen, Roberto Miali, Fernando Sancho, Elisa Montés, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch |
Untertitel | Deutsch, Englisch |
Extras | Featurette „Cinevento 2007 – In Memory of Francesco de Masi”, Bildergalerie, Trailer |
Preis | ca. 10 EUR |
Bewertung | oberer Durchschnitt, technisch angesichts des Filmalters gut |