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Es gibt auch Audio-Tracks zu einigen Rezensionen!
30.03. | Paul Temple und der Fall Marquis |
03.03. | Die weiße Mafia |
16.02. | Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen |
11.02. | Im Dutzend zur Hölle |
28.01. | Die Engel von St. Pauli |
21.01. | Die Todeskralle des grausamen Wolfes |
06.01. | Die Mörderklinik |
12.12. | Paul Temple: Jagd auf Z |
27.11. | Die drei Supermänner räumen auf |
30.10. | Die Heuchler |
10.10. | X 312 … Flug zur Hölle... |
03.10. | Das Todeslied des Shaolin |
15.09. | Der Koloss von Konga |
26.08. | Das Omen des Bösen |
11.08. | Menschen im Hotel |
06.08. | Mädchen: Mit Gewalt |
kurzrezension
03.11. Order No. 027
Der Einzelne, die Gemeinschaft und die Erfüllung
Das Buch „Art of DPRK“, in dem zahlreiche Plakate nordkoreanischer Filme nebst Inhaltsangabe abgedruckt sind, benennt das Jahr 2003 als Produktionsjahr für „Order No. 027“, während in der imdb das Jahr 1986 angegeben ist. Auf der Netzseite der Korea Film Export & Import Corporation mit Sitz in Pjönjang, die nach eigenen Angaben die Rechte an sämtlichen in Nordkorea produzierten Filmen besitzt, wird ebenfalls das Jahr 1986 angegeben. Daher ist davon auszugehen, dass das Werk Mitte der 1980er Jahre entstanden ist.
Zu diesem Zeitpunkt spielte die klassische Juche-Ideologie des Staatsgründers Kim... mehr
26.08. Saat der Angst
Die Frage nach moralisch richtigem Handeln ist ein großes Thema der Philosophie, das von griechischen Klassikern über Cicero bis hin zu Kant und natürlich auch heutigen Denkern immer wieder behandelt worden ist. In Eugenio MartÃns „Saat der Angst“ steht die Moral ebenfalls im Vordergrund, allerdings treibt der Gedanke daran bei zwei Schwestern mittleren Alters extrem verquere Blüten.
Marta (Aurora Bautista) und Verónica (Esperanza Roy) betreiben in einem kleinen spanischen Dorf eine Pension. Als sie ihre Mieterin May (Loreta Tovar) auf der Dachterrasse beim Sonnenbaden im Bikini erwischen, während gegenüber ein paar Jugendliche den Anblick johlend begrüßen, will vor alle... mehr
kurzrezension
27.11. The Long Good Friday – Rififi am Karfreitag (blu-ray) |
17.08. Der Pate von Greenwich Village |
09.06. Die Entfesselten (blu-ray) |
06.05. Die Switchblade Sisters |
10.04. The Blackout |
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Die Liste der Beinahmen, mit denen Giulio Andreotti im Laufe seiner politischen Karriere belegt wurde, drückt die Rätselhaftigkeit dieser zentralen Figur der italienischen Nachkriegspolitik aus. Neben der handfesten Verarbeitung Andreottis Körperhaltung („Der Bucklige“) haben „Der Göttliche“, „Schwarzer Papst“, „Ewigkeit“ oder gar „Belzebub“ einen mystischen Charakter. „Il Divo“ widmet sich der siebten Regierung Andreotti Anfang der 1990er Jahre, um das politische System als großes, opernhaftes Drama abzubilden. Die Rätselhaftigkeit der Hauptfigur unterstützt die theatralische Atmosphäre, welche die Politik mit ihren inszenatorischen Strukturen entlarvt. Das Geschehen umfasst entgegen einem klassischen Biopic nur einen kurzen Abschnitt in Adreottis Dasein. Seine siebte Amtszeit als Regierungschef dauerte ein gutes Jahr, bevor die Regierung zerbrach. Sie bildet den zentralen Bestandteil innerhalb des Films, wobei zahlreiche historische Aspekte, wie die Entführung Aldo Moros durch die Roten Brigaden Ende der 1970er Jahre oder einige Mordfälle, die im Zusammenhang mit Mafia-Aktivitäten stehen, als Schlaglichter eingebunden werden.
Die eliptische Form, mit der solche Fakten präsentiert werden, sorgt dafür, dass der völlig unvorbereitete Zuschauer ohne Kenntnisse italienischer Nachkriegsgeschichte die Figuren sowie die Bezüge zu diversen Ereignissen nicht vollständig einordnen kann. Die Faszination des Films wird dadurch aber nicht getrübt, da seine überhöhende, mit manipulativem Schnitt arbeitende Inszenierung filmsprachlich so klar ausgeprägt ist, dass sich die entsprechende Wirkung auch ohne das vollständige historische Verständnis einstellt. In einer Szene sieht man Andreotti bei einem Pferderennen mitfiebern. Die Geschehnisse auf der Rennbahn sind im Wechsel mit der Ermordung eines unliebsam Gewordenen durch die Mafia geschnitten. Die Tonspur der Rennbahnszenerie mit den Anfeuerungsrufen „Lauf, Lauf“ wirkt gleichzeitig wie ein bizarrer, unterschiedlich interpretierbarer Kommentar zum Mordereignis, bei dem das Opfer noch versucht, zu flüchten. So klar der Schnitt auch eine Verbindung zwischen Andreotti und dem Mord herstellt, so unklar bleibt die Natur der Verbindung. Ob er Auftraggeber ist oder über die Ermordung eines Vertrauten geschwächt werden soll oder aber eine andere Verbindung besteht, lässt der Film letztlich offen. Denn ohne klare zusätzlich Fakten vermag die gewählte Schnittfolge, die lediglich parallelisiert, aber keinen Ursache-Wirkungszusammenhang herstellt, diese Frage nicht zu beantworten.
Regisseur Paolo Sorrentino interpretiert Andreottis Wirken, ohne die letzte Weisheit über die zahlreichen Vorwürfe zu präsentieren, die eine Verstrickung des Politikers mit der Mafia behaupten. Ihm geht es lediglich darum, ein Netz diverser Einflussgrößen zu knüpfen, das aus seiner Sicht die politische Wirklichkeit der italienischen Nachkriegsgeschichte geprägt hat. Dazu zählt neben den Politikern aus dem engsten Kreise Andreottis unter anderem auch die Mafia, die katholische Kirche und die Medien. Die Art der Verbindungslinien innerhalb des Netzes bleibt wie oben erwähnt oftmals nur andeutungsweise ausformuliert. Ihre Macht und Kraft schlägt sich aber in der überhöhenden, teilweise mit religiös anmutender Musik arbeitenden Inszenierung wieder. Die Kamera gleitet oftmals elegant durch die Flure und Räume der Gebäude als betrachte ein unsichtbarer Herrscher den verästelten Einflussbereich seiner Macht. Die unklare Art der Verbindungen, die ohnehin schon etwas Bedrohliches ausstrahlt, verstärkt sich dadurch. Auch die verschachtelte Art, einzelne Ereignisse nicht chronologisch anzuordnen, sondern auseinanderzureißen, unterstützt den teilweise verstörenden Charakter des Films, da sie die Unübersichtlichkeit der Zusammenhänge reflektiert. Wenn Dario Argento in den 70ern keine Horrorfilme gedreht hätte, sondern Politthriller, sie könnten ein wenig wie „Il Divo“ aussehen.
Bildqualität
Das saubere Bild der Bluray überzeugt mit einer guten bis sehr guten Schärfe, welche klare Konturen besitzt und eine gute Detailfreudigkeit zeigt. Nur selten gibt es kleine Ausreißer nach unten. Die kräftigen Farben sorgen in Verbindung mit einem sehr guten Kontrast für ein ausdrucksstarkes Bild, das die atmosphärischen Qualitäten sehr gut wiedergibt. Auch in dunklen Szenen werden keine nennenswerten Details verschluckt. Der Schwarzwert ist gut. Störende Rauschmuster gibt es nicht.Tonqualität
Die 5.1-DTS-GD-Master-Tonspuren verfügen über klare und verständliche Dialoge, die sauber mit der Musik abgemischt wurden, so dass beides in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander steht. Immer wieder nutzt der Ton die hinteren Lautsprecher für atmosphärische Geräusche, um eine überzeugende räumliche Kulisse zu präsentieren.Extras
Das Bonusmaterial der Bluray ist deutsch untertitelt und weist gegenüber dem Hauptfilm eine sichtbar schwächere Bildqualität auf. Der Insider-Mode blendet im laufenden Film Texttafeln zu diversen Themen ein. Dazu zählen historische Hintergründe zu den auftretenden Figuren, Informationen über die verwendete Musik und weitere Informationen. Aufgrund der klaren Struktur sowie der sorgfältigen Recherchearbeit ist ein solcher Modus einem Audiokommentar oftmals überlegen, bei dem die Kommentierenden häufig Banalitäten zum Besten geben. Im vorliegenden Fall überzeugt der Insider-Mode mit den möglichen Tugenden. Die zahlreichen historischen Verweise, Motive und komplexen Hintergründe wurden sorgfältig aufbereitet und um detaillierte Informationen zu weiteren Aspekten ergänzt. Einziges Manko ist die oftmals sehr kurze Standzeit einiger Texttafeln, welche in den meisten Fällen nicht durch das Auftauchen neuer Tafeln gerechtfertigt ist. Hier hätten die Macher einmal Dritte Probe lesen lassen sollen.
Das Making Of „Im Schatten des Göttlichen – die Entstehung von „Il Divo“ (etwa 31 Minuten) widmet sich neben lobenden Aussagen einzelner Stabmitglieder auch der dramaturgischen, visuellen und musikalischen Konzeption des Films. Dabei gelingt ein grober Überblick der genannten Aspekte, ohne dass der Beitrag in die Tiefe gehen würde. So ist das Making of etwas besser als der Durchschnitt. „Die Macht der Bilder: Spezialeffekte“ (etwa sieben Minuten) zeigt einzelne Szenen des Films in ihrer Rohfassung. Nach und nach offenbaren darüber gelegte Schichten wie die Bilder verändert wurden, damit sie so wie im fertigen Film aussehen. Die Erläuterungen bleiben oberflächlich, so dass nur die visuelle Veränderung der Bilder als kleines Zeugnis der Effekte übrig bleibt. Der Beitrag ist folglich nicht wertlos, schöpft die Möglichkeiten des Themas aber nicht ansatzweise aus, da keine Aufarbeitung der Effektarbeit stattfindet.
Das Interview mit Paolo Sorrentino (etwa zwölf Minuten) geht auf die Konzeption des Films, den Schnitt sowie die Produktionsumstände ein. Sorrentino beleuchtet diese Aspekte mit einigen Fakten, die er durch seine persönliche Sichtweise untermalt, so dass der Beitrag gelungen ist. Die Unveröffentlichten Szenen (etwa zwölf Minuten) besitzen wie so oft eine unterschiedliche Qualität. Auf belanglose Filmschnipsel folgen andere Szenen, die für sich eine faszinierende Qualität besitzen. Dazu zählt beispielsweise das Treffen zwischen Gorbatschow und Andreotti im Kreml, das der Schere zum Opfer gefallen ist. Auch wenn es im Film nicht benötigt wird, funktioniert die Szene wie ein kleiner Kurzfilm, eine treffsichere Miniatur über Andreottis Art und Weise, sich zu präsentieren.
Ein Trailer sowie eine BD-Live-Sektion ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.
Fazit
„Il Divo“ nutzt die siebte Regierungszeit Giulio Andreottis Anfang der 1990er Jahre als Metapher für eine überhöhende Interpretation des politisch-gesellschaftlichen Systems, dessen Verästelungen in Bereiche wie Mafia, Kirche oder Medien reichen, ohne dass die Art der Verbindungen eindeutig wäre. Gerade dadurch bekommt das System eine bedrohliche Note verliehen, welche die Kraft des Films ausmacht. Technisch ist die Bluray sehr gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Il Divo (Italien 2008) |
Länge | 117 Minuten (24p) |
Studio | Delphi |
Regie | Paolo Sorrentino |
Darsteller | Toni Servillo, Falvio Bucci, Anna Bonaiuto, Giulio Bosetti, Carlo Buccirosso, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Italienisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Insider Mode, Making Of, Entfernte Szenen, Trailer, u.m. |
Preis | ca. 22 EUR |
Bewertung | sehr gut, technisch sehr gut |