Die Politik und die Bombe

Die Bombe fliegt

Bei "Whoops Apocalypse" - so der Originaltitel des Films - handelt es sich ursprünglich um eine britische Fernsehserie, die ich selbst nie gesehen habe. Dass "Die Bombe fliegt" dennoch als bitterböse Politsatire funktioniert, beweist seine unabhängigen Qualitäten. Die Krise beginnt, als eine revolutionäre Armee die fiktive britische Kolonie Santa Maya von imperialistischer Besatzung befreit. Natürlich können sich die Briten nicht erlauben, dass ihnen eine aufmüpfige Militärjunta auf der Nase herumtanzt. Starke Armeeverbände werden in die Karibik verlegt, als anberaumte Friedengespräche aufgrund der Aktivitäten eines international gesuchten Topterroristen scheitern. Auch die amerikanische Präsidentin beobachtet die Entwicklung besorgt, da die Ereignisse zum dritten Weltkrieg führen könnten. Denn auch die Russen müssen ihre Interessen in der Region wahren. Besonders kritisch wird die Situation, nachdem die Briten Santa Maya zurück erobert haben. In ihrer Not entführen die Aufständischen die englische Prinzessin. Für den Premierminister des vereinigten Königreichs hört der Spaß an dieser Stelle auf, er fordert ultimativ die Freilassung der Geisel. Andernfalls werde mit einem Atomschlag geantwortet.
In "Die Bombe fliegt" existiert keine Figur, die nur annähernd gewöhnliche Züge trägt. Der britische Premierminister glaubt, dass die ökonomische Krise im eigenen Land durch eine Feenverschwörung gesteuert wird. Seine Antwort auf fehlende Arbeitsplätze gipfelt in der Aufforderung an die Bürger, sich von einer Klippe zu stürzen. Jeder Arbeitnehmer, der zum Lemming wird, schaffe einen Arbeitsplatz. Die Bevölkerung folgt der Aufforderung. Der internationale Topterrorist erweist sich als schmieriger, aber erfolgreicher Verkleidungskünstler, ein früherer amerikanische Präsident klopft Steine in einer Strafkolonie und die aktuelle amerikanische Präsidentin beendet Interviews, bei denen sie nicht weiter weiß, mit Hilfe eines Imitators, der Leitungsstörungen nachmacht. In der aktuellen unübersichtlichen großpolitischen Weltlage, wirkt "Die Bombe fliegt" aktueller denn je. Da rationale Handlungen ein Verständnis der Situation erfordern, dass in einer überkomplexen Welt nicht mehr erlangt werden kann, flüchten sich die politischen Handlungsträger entweder in plumpes Showgehabe (amerikanische Präsidentin) oder zaubern absurde Verschwörungstheorien aus dem Hut, um die Welt wieder verständlich zu machen. Die Feenverschwörungstheorie des britischen Premierministers ist eine vorweggenommene böse Überspitzung platter Vereinfachungstendenzen, wie sie George W. Bush Jahre später mit seiner "Achse des Bösen" losgetreten hat. 20 Jahre später ist die Politik nicht seriöser geworden, so dass die absurde Komik des Films immer noch ins Schwarze trifft.

Bildqualität

Da der Film 20 Jahre auf dem Buckel hat, ist die Vorlage nicht vollständig frei von leichten Bilddefekten, sie treten aber nur sehr selten auf. Die Schärfe schwankt zwischen gut in Nahaufnahmen und nur angenehm in Totalen oder Halbtotalen. Das Bild könnte detailreicher sein. Demgegenüber wirken die Farben sehr frisch und kräftig. Stehende Rauschmuster tauchen hier und da auf, manchmal ist das Bild in Bewegung.

Tonqualität

Der 2.0 Mono-Ton, der im Menü merkwürdigerweise als 5.1-Ton angepriesen wird (auf dem Cover steht es richtig), leistet eine solide Arbeit. Die Originalspur ist ein wenig dumpf geraten und rauscht nicht, während die deutsche Synchronisation heller ausfällt und ein leichtes Rauschen besitzt. Insgesamt ist der Ton in Ordnung.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Fotogalerie.

Fazit

"Die Bombe fliegt" nimmt mit absurder Komik die Unfähigkeit der Politiker aufs Korn, angesichts einer komplizierten Weltlage rationale Entscheidungen treffen zu können. Auch 20 Jahre später erweist sich die bitterböse Satire als groteskes Highlight unter den Politkomödien. Technisch ist die DVD Durchschnitt.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Whoops Apocalypse (GB 1986)
Länge 88 Minuten (Pal)
Studio mcone
Regie Tom Bussman
Darsteller Loretta Swit, Peter Cook, Michael Richards, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Fotogalerie
Preis ca. 14 EUR
Bewertung sehr gut, technisch durchschnittlich