Fesselndes
Duell
Devot

Die
Nacht ist dunkel und die Brücke einsam. Was hat Anja hier zu
suchen, bevor sie durch Henry aufgegabelt wird? Sie lässt sich
von ihm ansprechen, als er eine Prostituierte sucht. Gemeinsam fahren
Sie zu Henrys Wohnplatz, einem seltsamen Komplex mitten im Nirgendwo,
der mehr an eine Industrieanlage als an ein Zuhause erinnert. Im Kellerapartement
soll das erotische Abenteuer beginnen, aber Anaja behauptet schnell,
sie sei keine Prostituierte, mache das zum ersten Mal und wolle doch
lieber gehen. Auf dem Weg nach Draußen versucht sie, Henry Geld
zu stehlen. Aber Henry ist darauf gefasst, so dass er die junge Frau
abfängt und auf einem Zahnarztstuhl festschnallt. Wie Sheherazade
in Tausend und eine Nacht soll sie ihm eine Geschichte erzählen.
Wenn sie damit fertig ist, kann sie gehen.
Die Erzählung selbst spielt in "Devot" die Hauptrolle.
Alles was zu sehen ist oder ausgesprochen wird steht ab einem gewissen
Zeitpunkt in Frage. Anja beginnt auf dem Stuhl gefesselt mit der Geschichte
eines bitteren Mädchenschicksals. Ist sie das Mädchen in
ihrer Geschichte? Wir wissen es nicht und letztlich wird es "Devot"
auch nicht eindeutig auflösen. Denn Igor Zaritzki geht es um
die Kunst des dramaturgischen Entwurfs an sich. Die Formung der Realität
ist sein Thema. In schneller Folge blättert der Film immer wieder
eine neue Ebene auf, um sie im nächsten Augenblick wieder in
Frage zu stellen. "Devot" erhält auf diese Weise eine
emotionale Vielfalt, die aus den verschiedenen Möglichkeiten,
Anjas und Henrys Schicksal zu interpretieren, erwächst. Der Film
punktet vor allem dadurch, dass Zaritzki seine Grundidee als psychologisches
Kammerspiel gestaltet hat. Mit zunehmender Dauer des Films nimmt das
Duell der beiden Charaktere an Spannungsfahrt auf, die gleichzeitig
durch ein wenig Erotik ergänz wird.
Bildqualität

Die
Schärfe der DVD ist in Ordnung, aber leider nicht richtig gut
geraten. Demgegenüber fehlen Dreckspuren oder Bildpunkte, so
dass der Film in schöner Klarheit erstrahlt. Auch der etwas sterile
Look des Komplexes wird durch die Farbwiedergabe sowie den Kontrast
ausgezeichnet wieder gegeben. Vor allem die gegensätzliche Optik
aus metallischer Helligkeit und dunklen Ecken innerhalb der Wohnung
kommt gut zur Geltung. Wichtige Details gehen in weniger hellen Szenen
nicht verloren.
Tonqualität
Der
5.1-Ton sorgt über einige wenige Umgebungsgeräusche und
die Musikwidergabe für eine recht ordentliche räumliche
Wirkung. Mehr ist bei einem Kammerspiel einfach nicht drin. Die Dialoge
sind klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht.
Die 2.0-Spur überzeugt mit einer ordentlichen Frontstage-Kulisse,
die das Stereo-Format gut ausnutzt.
Extras

Hinter
dem Making Of verbirgt sich ein 13minütiger Zusammenschnitt aus
B-Roll-Material. Wer es möchte kann sich die Liebesszene des
Films in einer etwas längeren Version anschauen. Die drei entfallenen
Szenen sind nichts sagend. Das Casting-Video (ca. 5 Minuten lang)
zeigt die beiden Darsteller an einem Tisch sitzend wie sie eine Dialogstelle
aus dem Film vortragen und ist ganz nett. Abgerundet wird das Bonus-Material
durch zwei Trailer ein Musikvideo und dem Short Film. Bei letzterem
handelt es sich um die Anfangsszene auf der Brücke, welche zum
Spaß mit derben Sprüchen in alternativer Weise improvisiert
wurde. Zusammengefasst ist das Bonus-Material wenig spannend.
Fazit
Igor
Zaritzki hat mit "Devot" einen der interessantesten deutschen
Filme der letzten Jahre gedreht, der das Geschichtenerzählen
selbst thematisiert und zu einem psychologischen Duell ausweitet.
Das clevere Kammerspiel überzeugt auf der DVD durch eine Bildqualität,
die in Ordnung ist.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Devot
(BRD 2003) |
Länge |
86
Minuten (Pal) |
Studio |
mcone |
Regie |
Igor
Zaritzki |
Darsteller |
Annett
Renneberg, Simon Böer, u.a. |
Format |
1:1,78
(16:9) |
Ton |
DD
5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch |
Untertitel |
- |
Extras |
Making
Of, Trailer u.m. |
Preis |
ca.
11 EUR |
Bewertung |
Film
gut, Extras wenig spannend |
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