Surreale Mächte

Darkness Beyond

Ivan Zuccons Horrorkreationen fanden bereits ihren Weg auf den deutschen DVD-Markt. EpiX veröffentlichte die Filme "Armee des Jenseits" und "Shunned House". Beide berufen sich mit wechselndem Erfolg wie der jetzt ebenfalls bei epiX erschienene "Darkness Beyond" auf H. P. Lovecraft.
Das Necronomicon sorgt wieder einmal für Aufruhr in der Welt. Bereits seine Übersetzung im Jahre 1571 läuft schief, da der Sprachgelehrte den Fehler begeht, einzelne Teile des berüchtigten Buches laut auszusprechen. In einer nicht näher definierten Zukunft herrscht Endzeitstimmung. Verschiedene Armeen bekriegen sich. Elena betreibt in dieser Atmosphäre der totalen Zerstörung okkultistische Studien, welche sie auch mit einer Ausgabe des Necronomicons in Verbindung bringen. Dabei gerät sie mit einem Soldaten in einen Sog aus Schweiß, Blut und Tränen. Dunkle Mächte nehmen Einfluss auf das körperliche und seelische Wohlbefinden. Ein Kampf beginnt.
Nachdem die Hauptfigur, ein Soldat und nicht etwa Elena, durch einen dunklen Gang gelaufen ist, herrscht in Zuccons Universum nur noch eine surreale Abfolge des Leids. Der Soldat trifft frühere Kameraden, längst verstorbene Angehörige und finstere Kreaturen, die ihm das Wissen um das Necronomicon entreißen wollen, um ihren Machtbereich auf das Diesseits zu erweitern. Der Soldat hetzt durch eine labyrinthisch anmutende Realität, in der überall das Böse lauert. Dabei wird schnell klar, dass Zuccon in seiner Jugend gerne Filme von Mario Bava sowie den Hellraiser-Zyklus gesehen hat. Der ständige Einsatz verschiedenster Farbfilter taucht das Geschehen wahlweise in rotes, gelblich-orangenes Licht oder versetzt alles in Schwarzweiß. Nebelschwaden mit einer Beleuchtung, die Gegenlichteffekte erzeugt, sollen ebenfalls dazu dienen, eine surreale Schaueratmosphäre zu erzeugen. Auch wenn die Mittel angesichts des Budgets begrenzt sind, funktioniert das recht gut, ohne jedoch Bavas Farbästhetik zu erreichen. Die Kreaturen mit Stacheldrahtgeflechten im Gesicht, welche als Boten der Finsternis dem Soldaten das Geheimnis entreißen sollen, erinnern ebenso an die Qualen aus Hellraiser, wie die labyrinthische Struktur. Zucon weiß jedoch im Gegensatz zu seinen Vorbildern mit der entfachten Atmosphäre nichts weiter anzufangen. Am Ende fällt die komplette Horrorvision, die der Film mühselig in die Hirne der Zuschauer geprügelt hat, vollständig in sich zusammen. Weil das nicht besonders spektakulär ist, muss Zuccon noch ein zweites Ende draufsatteln, das mehr als zusammenhanglos wirkt, da es jenseits der bisher gezeigten Figuren existieren muss. Obwohl die gesamte Dramaturgie des Films darauf ausgelegt ist, keinen logisch nachvollziehbaren Handlungsstrang zu präsentieren, versucht Zuccon, zu einem klassischen Abschluss zu kommen. Das ist bieder und ohne Sinn. Auch Zucons Nachfolger "Armee des Jenseits" krankte unter einem katastrophalen Drehbuch. Erst mit "Shunned House" konnte sich der Italiener frei schwimmen.

Bildqualität

"Darkness Beyond" ist eine Videoproduktion, die eine hübsche Bildqualität besitzt. Die Schärfe ist ebenso ohne Makel wie es keine Bilddefekte oder ähnliche Störungen gibt. Die durch Filter ständig verfremdete Farbpalette bietet ein sattes atmosphärisches Erscheinungsbild. In dunklen Passagen gehen angesichts des Kontrastes aber Details verloren. Rauschmuster sucht man vergeblich.

Tonqualität

Der Italienische 2.0-Ton bietet eine solide Abmischung im vorderen Boxenbereich. Bei besonders dramatischen Szenen kommt auch der Subwoofer zum Einsatz. Ohne Rauschen lässt sich alles gut verstehen. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Als Bonus enthält die DVD eine etwa 30minütige Kurzfilmversion von "Darkness Beyond", welche die Grundlage für die Langfassung bildete. Weniger Minuten Laufzeit bedeuten in diesem Fall ein höheres Maß an Surrealität, weil nun gar nichts mehr verständlich wäre, würde man nicht bereits die Langfassung kennen. Letztlich verhält sich diese Version zur 71 Minuten langen Fassung wie die Super-8-Versionen aus früheren Heimkinotagen zu ihren ungeschnittenen Pendants.
Das Alternative Ende würde besser zum Film passen als der verwendete Schluss, da es keinerlei Auflösung, sondern nur einen unklaren, atmosphärischen Ausklang bietet. Der Schrecken sowie die jenseitigen Dimensionen bleiben unfassbar.
Der Trailer zu "Darkness Beyond" sowie Trailer zu weiteren Ivan-Zuccon-Filmen ("Armee des Jenseits", "Bad Brains" . "Shunned House") runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

"Darkness Beyond" liefert durchaus atmosphärische Schauerbilder, da Ivan Zuccon in visueller Hinsicht nicht untalentiert ist, das Drehbuch macht solche Pluspunkte aber leider zunichte. Vor allem der biedere Schluss enttäuscht. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel L'Altrove (Italien 2000)
Länge 71 Minuten (Pal)
Studio epiX
Regie Ivan Zuccon
Darsteller Michael Segal, Emanuele Cerman, Roberta Marrelli, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Italienisch
Untertitel Deutsch
Extras Kurzfilmversion von "Darkness Beyond", Alternatives Ende, u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung schwach, technisch gut