Nur wenige der zahlreichen Filme, die Val Kimer in letzter Zeit gedreht hat, haben auch das Licht deutscher Kinos erblickt, so mache darstellerische Leistung des amerikanischen Mimen bleibt dem DVD-Zuschauer vorbehalten. Das gilt auch für „Columbus Day“, in dem Kilmer einen Gangster spielt, der angesichts seines privaten Scherbenhaufens nach einem letzten Coup aussteigen will. Sein Partner, der den Verkauf der gestohlenen Ware organisieren soll, macht jedoch plötzlich Jagd auf den Gangster. Um nicht gefunden zu werden, treibt sich Kilmers Figur in einem öffentliche Park herum. Aus einer öffentlichen Telefonzelle heraus sowie mit seinem Handy versucht er nun, über einen anderen Mittelsmann einen neuen Käufer aufzutreiben. Da der Bestohlene, ebenfalls ein Krimineller, massiven Druck ausübt, traut sich jedoch niemand, die kostbare Ware käuflich zu erwerben. Und so bleibt Kilmers Figur nichts anderes übrig, als demjenigen seine Beute anzubieten, den er zuvor selbst bestohlen hat. Gleichzeitig versucht er, das zerrüttete Verhältnis zu seiner Ex-Frau sowie seiner weit weg in Florida lebenden Tochter neu zu beleben.
„Columbus Day“ spielt fast ausschließlich in dem öffentlichen Park, in den sich Kilmers Figur zurückgezogen hat. Seine Versuche, die verfahrene Situation neu zu organisieren, werden nur kurzzeitig durch Rückblenden des Beutezugs unterbrochen. Ruhephasen und dynamische Ortswechsel innerhalb der Parks wechseln sich ab, so dass eine elegante Flussbewegung der Handlung entsteht, mit der Regisseur Charles Burmeister die innere Verfassung der Kilmer-Figur auch filmisch reflektiert. Die Sehnsucht nach einer simplen, stetigen Existenz wird durch plötzliche dynamische Geschwindigkeitsveränderungen immer wieder konterkariert, wenn der Gangster wieder einmal durch den Park hetzt oder nervös seine Umgebung nach verdächtigen Personen absucht. Denn jeder könnte es auf ihn abgesehen haben. Die ungelöste Situation strahlt eine sich stetig steigernde Spannung aus, die nur in den Gesprächen des Gangsters mit einem schwarzen Jungen zur Ruhe kommt, der sich ungefragt in seiner Nähe herum treibt. Ein bisschen wirkt es, als würde die Kilmer-Figur schon einmal ihr Sozialverhalten neu einüben, das in den unsteten Jahren der kriminellen Karriere gelitten hat. Der elternlos scheinende Junge und der Gangster, der sich nach Ruhe sehnt, geben ein bizarres Paar verlorener Seelen ab, die für kurze Zeit einander brauchen, um wieder neue Kraft zu schöpfen. Indem der Gangster Verantwortung für den Jungen übernimmt, wenn er ihm einen anderen, besseren Ersatzvater besorgt, versetzt er sich selbst in die Lage, die privaten Beziehungen zu seiner Ex-Frau sowie seiner Tochter neu in Angriff zu nehmen.
Der Darstellung Val Kilmers sowie der eleganten Dynamik der Inszenierung ist es zu verdanken, dass diese Geschichte zwar emotional funktioniert, aber nicht die Dimension rührseligen Kitsches erreicht. Kilmer legt seine Figur als müde gewordenen Kriminellen an, der inzwischen begriffen hat, dass die Existenz als Einzelgänger für ihn keine Zukunft haben kann. In seinem Milieu existieren keine Vertrauensbeziehungen, die in der Krise hilfreich sein können. Selbst seine aktuelle Lebenspartnerin ist bereit, ihn für das eigene Wohl zu opfern. Der inszenatorische Wechsel zwischen diesen beiden Polen verleiht dem Film eine sehenswerte emotionale Dynamik, die das persönliche Dilemma der Kilmer-Figur vortrefflich auf den Punkt bringt. Ein faszinierendes Portrait des inneren Kampfes um die Integrität der eigenen Persönlichkeit.
Bildqualität
Das saubere Bild der DVD überzeugt mit einer guten Schärfe, die sowohl klare Konturen als auch einige Details zu bieten hat. Die etwas reduzierte Farbpalette des Films wurde sehr gut auf die DVD übertragen, so dass auch hier kein Anlass zur Kritik besteht. Der Kontrast ist zumeist gut, nur in ein paar Szenen neigt das Bild zu leichtem Überstrahlen. Analoges Rauschen tritt kaum in Erscheinung, dafür ist eine gelegentliche Blockbildung zu beobachten, die aber nicht nennenswert stört.Tonqualität
Da der Film kaum klassische Action besitzt – die oben angesprochene Dynamik bezieht sich auf die emotionale Dramatik sowie die Ortswechsel der Hauptfigur innerhalb des Parks - nutzen die beiden 5.1-Spuren die hinteren Lautsprecher nicht mit voller Wucht. Dank einer gelungenen Abmischung kommen sie aber für die Geräuschatmosphäre des Parks und bei den wenigen Actionsequenzen immer wieder zum Einsatz. Auch die Musik nutzt die alle Lautsprecher, so dass insgesamt eine gelungene räumliche Atmosphäre entsteht. Die Dialoge sind zudem klar und verständlich.Extras
In einem etwa 11minütigen Interview erläutert Val Kilmer ein wenig seine Film-Figur in „Columbus Day“ und äußert sich auch über die Atmosphäre im Echo Park, dem zentralen Drehort des Films. Das Interview liegt insgesamt etwas über dem Durchschnitt gängiger Werbeaussagen, weil Kilmer durchaus reflektierte Ansichten zum Besten gibt. Das deutsch untertitelte Behind-the-scenes-Material (etwa 29 Minuten) besticht vor allem durch Val Kilmers Späße in den Drehpausen, die sehr unterhaltsam sind. Die Dreharbeiten selbst bleiben erwartungsgemäß wenig spannend. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.Fazit
„Columbus Day“ gelingt das emotional bewegende Portrait eines Gangsters, der aus dem kriminellen Leben aussteigen will, um die eigene Existenz neu zu ordnen. Dank der zurückhaltenden Darstellung Val Kilmers sowie der geschickten Inszenierung entgeht der Film der Falle rührseligen Kitsches. Technisch ist die DVD gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | Columbus Day (USA 2008) |
Länge | 87 Minuten (Pal) |
Studio | Koch Media |
Regie | Charles Burmeister |
Darsteller | Val Kilmer, Marg Helgenberger, Wilmer Valderrama, Bobb'e J. Thompson, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Interview mit Val Kilmer, Behind the scenes, Trailer |
Preis | ca. 15 EUR |
Bewertung | gut, technisch gut |