Staatsjustiz
Der
Clan der seine Feinde lebendig einmauert
Damiano
Damiani gehört zu den Kritikern des Staatsapparates. Nicht zuletzt
inszenierte er mit der ersten Staffel der Serie "Allein gegen
die Mafia" (1984) einen TV-Meilenstein in der Aufarbeitung gesellschaftlicher
Verflechtungen zwischen organisiertem Verbrechen, Staat und dem Leben
der einfachen Bürger. Bereits 1971 drehte Damiani den Kinofilm
"Der Clan der seine Feinde lebendig einmauert", der ebenfalls
ein höchst skeptisches Bild des Staatsapparates zeigt. Gleich
zu Beginn sorgt ein Kommissar dafür, dass ein als gewalttätig
eingestufter Insasse einer psychiatrischen Klinik entlassen wird.
Der ehemalige Insasse besorgt sich wie erwartet zügig eine automatische
Waffe und macht sich auf den Weg zu einem Bauunternehmer, mit dem
er noch eine Rechnung offen hat. Praktischerweise steht der Bauunternehmer
schon lange auf der Abschussliste des Kommissars, nur leider konnte
man dem Geschäftsmann nie etwas nachweisen. Der Anschlag geht
jedoch schief. Die anschließenden Ermittlungen leitet ein idealistischer
Staatsanwalt, der erst vor kurzem in die Gegend versetzt wurde. Kommissar
und Staatsanwalt misstrauen sich gegenseitig in einem verschlungenen
Katz- und Mausspiel, dessen tiefe Ursachen in der krebsartig gewachsenen
Struktur des organisierten Verbrechens liegen.
Martin Balsam liefert in der Rolle des Polizeikommissars sein schauspielerisches
Glanzstück ab. Er changiert zwischen der zynischen Überlegenheit
desjenigen, der bereits zu lange machtlos das organisierte Verbrechen
mit angesehen hat, und einem energischen Gerechtigkeitsempfinden.
Es ist nicht möglich, diesen Kommissar zu lieben, der das Recht
in die eigene Hand genommen hat, genauso wenig darf er vollständig
verdammt werden. Hier hat einer den schmalen Grat verlassen, auf dem
die staatliche Autorität im Sinne der Gerechtigkeit balancieren
muss. Der Schmutz, mit dem sich der Kommissar besuhlt hat, ist aber
auch der Schmutz, der den Staat besuhlt, weil er die Mittel nicht
findet, um dem Verbrechen Einhalt zu gebieten. So ist auch der idealistische
Staatsanwalt schuldig, den Franco Nero kämpferisch anlegt. Die
beiden Hauptfiguren unterscheiden sich nur dadurch, dass einer von
ihnen bereits gefallen ist. Dessen Tragik strahlt machtvoll auch auf
den Staatsanwalt aus, der weiterhin balancieren muss, auf dass er
das Gleichgewicht nicht verliert.
Bildqualität
Der
34 Jahre alte Film präsentiert sich erstaunlich sauber auf der
DVD. Dreckspuren sind so gut wie nicht vorhanden. Bei der Schärfe
muss man ein wenig Abstriche machen, denn das Bild ist etwas matschig
geraten. Auch kommt es nicht ohne Rauschen aus, so dass vor allem
Hintergründe etwas grießeln. Die Farben hingegen sind sehr
kräftig.
Einzelne Szenen der DVD weisen eine schlechtere Bildqualität
auf, weil sie in der deutschen Fassung nicht enthalten waren und deswegen
einem anderen Master entnommen werden mussten. "Der Clan der
seine Feinde lebendig einmauert" liegt in dieser DVD-Edition
erfreulicherweise ungeschnitten vor.
Tonqualität
Während
sich das Bild recht gut hält, ist der Mono-Ton leider deutlich
hörbar verrauscht. Hier muss dem Filmalter endgültig Tribut
gezollt werden. Dennoch sind die Dialoge stets verständlich,
so dass man damit Leben kann.
Extras
In
der 20minütigen Franco Nero Featurette erinnert sich der italienische
Schauspieler unterlegt mit Filmausschnitten an die Produktion des
Films "Der Clan der seine Feinde lebendig einmauert". Dazu
gehören Anekdoten ebenso wie Kommentare zu seinen Schauspielerkollegen
oder Komponist Riz Ortolani. Neros Ausführungen schwanken dabei
zwischen interessant-unterhaltsam und belanglos, wenn er einfach nur
sagt, dass irgendjemand großartig ist. Insgesamt aber ein hübsches
Extra. Der Trailer, eine Bildergalerie und der italienische Vorspann
runden die DVD ab.
Fazit
Damiano
Damiani hat einen faszinierenden Mafia-Thriller inszeniert, der zwar
weitgehend auf klassische Spannungsszenen verzichtet, dafür aber
ein sehr gutes Schauspielerensemble in die Waagschale wirft. Die DVD
muss vor allem tontechnisch dem Filmalter Tribut zollen, das Bild
hält sich deutlich besser.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Confessione
di un Commissario di Polizia al Proccuratore della Repubblica
(Italien 1971) |
Länge |
101
Minuten (Pal) |
Studio |
Koch
Media |
Regie |
Damiano
Damiani |
Darsteller |
Franco
Nero, Martin Balsam, Marilù Tolo, Claudio Gora, u.a. |
Format |
1:2,35
(16:9) |
Ton |
DD
2.0 Mono Deutsch, Italienisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
Interview
mit Franco Nero, Bildergalerie, Trailer u.m. |
Preis |
ca.17
EUR |
Bewertung |
gut |
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