Die Ewigkeit und ein Cello

Cello (2 DVDs)

CelloDie letzte Einstellung des Film ist zugegebenermaßen ausgesprochen gruselig geworden, sie hat aber den Schönheitsfehler, Teil einer weitgehend zusammenhanglosen, dramatischen Wendung zu sein. Und damit ist das Dilemma des Films beschrieben. Regisseur Woo-cheol Lee vermag es nicht, die Elemente der Geschichte zu einer Einheit zu verbinden. Dabei besitzt die Geschichte selbst durchaus Potential für ein effektives Gruseldrama. Seit einem tragischen Vorfall tritt Hong Mi-Ju nicht mehr als Cellistin auf, sie gibt nur noch Cellounterricht. Ihre Familie weiß von dem tragischen Vorfall nichts. Als sich im Leben der Cellolehrerin seltsame Ereignisse mit bedrohlichem Charakter wie beunruhigende SMS-Nachrichten oder tote Tiere im Spind häufen, hat sie eine vergrätzte Schülerin in Verdacht, die sich rächen will. Polizeiliche Untersuchungen bestätigen den Verdacht aber nicht. Hong Mi-Ju gerät immer tiefer in den Sog der Angst hinein, der sie schließlich sogar zu einer Gefahr für ihre Familie macht.

Zu viele lose Enden sind des Dramas Tod. Die zentrale Geschichte handelt letzten Endes von der psychischen Verfassung der Cellolehrerin, die sich den Dämonen der Vergangenheit stellen muss. Es bleibt ein absolutes Rätsel, warum sich Regisseur Woo-cheol Lee nicht darauf konzentriert hat, sondern es für eine gute Idee hielt, mit falschen Hinweisen den Kern der Handlung zurückzudrängen. Die Fährte um die erboste Schülerin sorgt weder für Spannung, Cello denn diese geht schließlich von den mysteriösen Ereignissen aus, noch wird sie mit der restlichen Geschichte über den reinen Verdacht der Lehrerin hinaus verknüpft. Stattdessen findet dieser Teil ab einem bestimmten Zeitpunkt des Films nur deswegen nicht mehr statt, weil die Polizei der Lehrerin mitgeteilt hat, dass die Bedrohung daher nicht stammen könne. Sang- und klanglos verpufft dadurch eine erkleckliche Anzahl Szenen in der Bedeutungslosigkeit, so dass die Frage übrig bleibt, warum der Zuschauer mit ihnen malträtiert wurde. Im Ergebnis verzögert Woo-cheol Lee nur den Fortgang des Dramas um die innere Verfassung seiner Hauptfigur, für deren Ausarbeitung ihm dann nicht mehr die notwendige Zeit bleibt. Denn im bunten Strauß der einzelnen Elemente - das wendungsreiche Finale fügt noch einen übernatürlichen und einen realistischen Aspekt hinzu – ist der eigentliche Ursprung des Geschehens nur noch ein beliebiger Teil der Erzählung, der nicht ernst genommen wird. Dem Drama geht mit jeder weiteren Umdeutung sein Zentrum verlustig, bis es schließlich einen tragischen Tod erleidet. Die unglückliche Umsetzung der Geschichte ist deswegen eher geeignet, Emotionen zu wecken, als die Geschichte selbst.

Bildqualität

CelloDas Bild weist keine Defekte auf und besitzt in ruhigen Szenen eine sehr gute Schärfe mit klaren Konturen und vielen Details. Sobald sich jedoch die Kamera oder die Figuren ein bisschen bewegen, sind starke Nachzieheffekte sichtbar, welche die Qualität spürbar beeinträchtigen. Die Farbwiedergabe ist in Ordnung, der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht. Sonstige Rauschmuster treten nicht in Erscheinung.

Tonqualität

Die 5.1-Spuren sind sehr gut abgemischt, so dass die rauschfreien Dialoge gut verständlich sind. Immer wieder nutzt der Ton auch die hinteren Lautsprecher – beispielsweise für den Regen oder die Musik – so dass sich eine ansprechende räumliche Kulisse ergibt, der es nur ein wenig an Dynamik fehlt.

Extras

Das etwa 35minütige, englisch untertitelte Making Of – deutsche Untertitel sind nicht vorhanden – beinhaltet ein paar lobende Aussagen der Darsteller über Film und Regisseur, ein paar unkommentierte B-Roll-Aufnahmen, Bilder des Make-Up-Prozesses und ein paar Celloübungsminuten einer Darstellerin. Insgesamt langweilig. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab, das mit seiner Länge keine zweite DVD rechtfertigt.

Fazit

„Cello“ verliert über seine Lauflänge hinweg das begonnene Drama um die innere Verfassung der Cellolehrerin nach einem tragischen Ereignis in der Vergangenheit aus den Augen, um stattdessen falsche, mit dem Drama letztlich überhaupt nicht verbundene Fährten sowie einen übernatürlichen Aspekt auszubauen. Dadurch zerfällt der Film in seine wenig zusammenhängenden Einzelteile. Technisch besitzt die DVD Schwächen beim Bild.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Chello hongmijoo ilga salinsagan (Südkorea 2005)
Länge 92 Minuten (Pal)
Studio Marketing Film
Regie Woo-cheol Lee
Darsteller Hyeon-a Seong, Da-an Park, Ho-bin Jeong, Jin Woo, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Trailer
Preis ca. 8 EUR
Bewertung zerfallen, technisch mit Schwächen beim Bild