Der
Tod spielt mit
The
Card Player
Nach
"Non ho sonno" kehrt Thriller-Spezialist Dario Argento in
die ewige Stadt Rom zurück. "The Card Player" profitiert
einmal mehr von der atmosphärischen Dichte, welche die Drehorte
der italienischen Hauptstadt zu bieten haben. Argento springt ohne
Umschweife sofort in seine Mordgeschichte hinein. Eine britische Touristin
wurde entführt. Die italienische Polizistin Anna Mari erhält
per e-mail die Aufforderung zu einem Online-Pokerspiel. Der Einsatz
ist das Leben der entführten Touristin. Da Annas Vorgesetzter
das Spiel verbietet - denn auf Verbrecher dürfe man nicht eingehen
-, verliert das per Webcam ins Polizeibüro übertragene Entführungsopfer
sein Leben. Der britische Botschaftspolizist John Brennan klagt sehr
erbost die Spielverweigerung an. Das Opfer könne noch leben meint
er. Brennan wird dem Fall hinzugezogen, weil eine britische Staatsangehörige
involviert ist. Zusammen mit Anna, die seiner Meinung ist, macht er
sich an die weiteren Ermittlungen. Und es dauert nicht lange, bis
die nächste Frau entführt wird. Jetzt steht die Polizei
wieder vor der Entscheidung, zu spielen oder nicht.
Die technischen Details der Internetthematik, welche in "The
Card Player" präsentiert werden, kann man getrost beiseite
legen, denn darum geht es Dario Argento nun wirklich nicht. Sie bilden
lediglich den Aufhänger für Argentos Risikoanalyse in Zeiten
globaler Vernetzung. Die tödliche Gefahr manifestiert sich nicht
mehr nur in dunklen Ecken als reine physische Metzelei, sondern sie
besitzt zusätzlich eine klinisch wirkende Oberfläche, einen
Showaspekt, der zwar nicht die visuelle Brillanz der akribisch erzeugten
Kinobilder besitzt, dafür aber real ist. Neben den Webcam-Bildern,
die der Kartenspieler zum Beweis seiner Entschlossenheit und als sein
privat produziertes perverses Showprogramm überträgt, funktioniert
er als perfekte Metapher einer neuen Risikomentalität, die das
Internet hervorzubringen vermag. Anonyme Kontakte mit darauf folgenden
Treffen sind ebenso möglich wie sich die Greifbarkeit der Identitäten
auflösen kann. Der Kartenspieler bündelt dies, indem er
für die Ermittler deutlich präsent, aber nicht greifbar
ist. Wie kein anderer Killer in Argentos bisherigem Universum erzeugt
dieser Psychopath eine aufdringliche
Anwesenheitspräsenz,
die sich sogleich ins Schattenhafte auflöst. Er ist ein Phantom
des Datenstroms, der reales Blut hinterlässt. Argentos These
ist letztlich, dass mit der zunehmenden globalen Vernetzung auch die
Risiken zunehmen. So inszeniert er symbolisch eine spielerische Verfolgung
zwischen einem jugendlichen Videopokergenie, das der Polizei in diesem
Fall hilfreich zur Seite steht, und einer unbekannten schönen
Frau. Neckisch flüchtet sie vor ihm durch die nächtlichen,
verwinkelten Gassen Roms. Die Schönheit der Frau und der ausgeleuchteten
Gassen überträgt sich als ideales Blendwerk auf den Zuschauer,
der gemeinsam mit dem Videopokerspieler den Überblick verliert,
wohin die Verfolgung führt. So öffnet sich eine phantasmagorische
Welt, in der die nächste Entscheidung auch die letzte sein kann.
Und über allem thront die unendlich fließende Musik Claudio
Simonettis als eindringliche Mahnung, dass man den Risiken nicht entkommen
kann. Die anonyme Gefahr lauert stets, Entscheidungen müssen
getroffen werden, immer und immer wieder.
Bildqualität
Bildtechnisch
kann man dieser DVD kaum etwas vorwerfen. Sehr gut aufgeräumt
besitzt sie eine ausgezeichnete Schärfe. Lediglich helle Bildteile
fallen etwas körnig aus. Die Farbwiedergabe entspricht der vielfältigen
Palette des Films und wartet mit kräftigen Tönen auf. Der
Schwarzlevel ist sehr tief, was dann leider auch dazu führt,
dass in einigen dunklen Szenen ein paar Details verschluckt werden.
Sonstiges Rauschen lässt sich nicht ausmachen.
Tonqualität
Die
beiden 5.1-Spuren (Deutsch, Englisch) bieten vor allem über die
Musik eine gelungene, räumliche Atmosphäre. Immer mal wieder
schleichen sich aber auch Effektgeräusche in die hinteren Boxen,
so dass man von einem guten Surroundton sprechen kann. Vor allem in
den Bar- und Clubszenen macht sich das bemerkbar. Darüber hinaus
bieten sie eine gute Stereo-Front, bei der die Dialoge meistenteils
klar und verständlich sind. Nur an ein paar wenigen Stellen ist
man dann doch auf die Untertiteln angewiesen, weil man beim besten
Willen nichts verstehen kann. Wer möchte kann auch auf die 2.0-Spuren
zurückgreifen.
Extras
Hier
ist die DVD sehr sparsam. Der 12minütige Beitrag "Behind
the scenes" besteht fast nur aus Filmausschnitten in mieser Qualität.
Zwischendurch spricht Onkel Argento dann mal ein oder auch zwei Sätze
in die Kamera und Hauptdarstellerin Stefania Rocco gibt drei Worte
zum Besten.
"International Promo" ist ein etwa 6minütiger Zusammenschnitt
verschiedener Filmszenen aus "The Card Player" der mit Musik
aus älteren Argento-Filmen - unter anderem "Suspiria"
und "Non ho sonno" - unterlegt ist.
Zusätzlich enthält die DVD den Trailer, eine Bildergalerie
und Textafelbio- beziehungsweise Filmographien.
Fazit
"The
Card Player" funktioniert als metaphorische Aktualisierung des
bisherigen Thrillerwerks Argentos. Der Tod lauert hier zwar nicht
im Internet, aber er nutzt es für die Erschaffung einer schattenhaften
Identität. Dabei beweist der Thrillerspezialist, dass er immer
noch saubere Spannungsszenen inszenieren kann, wenn der Killer im
Haus der Polizistin Anna Mari auftaucht. Technisch ist die DVD sehr
gut, das Bonusmaterial enttäuschend schwach.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Il
Cartaio (Italien 2004) |
Länge |
100
Minuten (Pal) |
Studio |
Koch
Media |
Regie |
Dario
Argento |
Darsteller |
Stefania
Rocca, Liam Cunningham, Silvio Muccino, u.a. |
Format |
1:1,85
(16:9) |
Ton |
DTS
Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Englisch; DD 2.0 Deutsch, Englisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
Behind
the scenes, Trailer u.m. |
Preis |
ca.
17,- Euro |
Bewertung |
gut,
leider schwache Extras |
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