Wo ist Bogart?

Caboblanco

Das Figurengeflecht innerhalb "Caboblancos" wird einen wie der Titel an einen ganz anderen Film erinnern. J. Lee Thompsons Abenteuerfilm wirkt über weite Strecken wie eine Variation auf "Casablanca". Ein zentrales Element ist der Nachtclub, den Charles Bronson in dem verschlafenen Küstenstädtchen Perus führt. Wir schreiben das Jahr 1948, als eine Französin auf der Suche nach ihrem Mann in Bronsons Club auftaucht. Das Ehepaar war im Krieg Mitglied der Resistance. Neben der Bronson-Figur Giff Hoyt, der sich aufgrund seiner Vergangenheit nach Peru abgesetzt hat, und nun den Nachtclub betreibt, ist die Widerstandskämpfergeschichte eine weitere zentrale "Casablanca"-Parallele. Auch die Figur des Polizeichefs von Caboblanco erinnert in seiner Verschlagenheit ein wenig an die Rolle des Polizeipräfekten im Bogart-Klassiker. Als erste Amtshandlung nimmt er der Französin den Pass ab, denn der Ordnungshüter arbeitet mit dem Nazi Gunther Beckdorf zusammen, welcher auf einem Hügel über der Stadt ein streng bewachtes Anwesen bewohnt. Beckdorf glaubt, dass die Französin etwas über den Standort eines Schiffswracks weiß, mit dem ein wertvoller Nazischatz gesunken sein soll. Ihr Mann befand sich zur Zeit des Untergangs an Bord des Schiffs. Der britische Geheimdienst hat ebenfalls einen Abgesandten nach Caboblanco geschickt, um an den wertvollen Schatz zu gelangen. So schleichen alle Beteiligten mit mehr oder weniger subtilen Methoden umeinander herum. Ihr Ziel ist es, sich im Kampf um den Schatz gegenseitig auszustechen. J. Lee Thompson mangelt es jedoch an Talent, aus der Konfliktsituation spannende Szenen herauszukitzeln. Die wenigen Male, in denen es zu offener Konfrontation mit Verfolgungsjagden kommt, vermittelt Thompson kein Gefühl für die räumliche Zuordnung der unterschiedlichen Parteien, so dass eine echte Dynamik nicht aufkommen will. Darüber hinaus offenbart die Geschichte auch nicht die konkreten strategischen Züge, welche die einzelnen Figuren vorhaben, so dass auch keine Suspensespannung entsteht. Ihre Handlungen bleiben stets ein wenig mysteriös, als ginge es innerhalb des Films um irgendein Rätsel, was jedoch nicht der Fall ist. Auf diese Weise fehlt der Dramaturgie die lenkende Struktur, die einen kompakten Abenteuerfilm ausmachen würde. Da die konzeptlose Regie besseres verhindert, sorgt das gute Darstellerensemble für die Qualitäten des Werks. Jason Robards gibt einen unnachahmlich schmierigen Nazi, Dominique Sanda überzeugt mit Uschuldsmine in der Rolle der Frau, die angeblich lediglich ihren Ehemann sucht, Fernando Rey stattet den Polizeichef mit einem opportunistischen Wesen aus und Charles Bronson setzt auf die Leinwandpräsenz seines zerfurchten Gesichtes. Ihr Zusammenspiel vermittelt immer wieder Qualitäten, die man im restlichen Werk leider vermisst. So bleibt "Caboblanco" eine ganz ordentliche, aber mit Längen versehene "Casablanca"-Variation.

Bildqualität

Das DVD-Cover spricht vollmundig von einer High-Definition-Restauration und weckt dadurch Assoziationen, die selbstverständlich nicht eingehalten werden können. Das Bild ist nicht gestochen scharf, sondern vielmehr stets ein wenig matschig. Sobald sich die Kamera oder die Menschen bewegen, sind die Konturen nicht mehr sauber, es kommt zur Treppenbildung. Das Bild ist nur mäßig detailreich. Sehr gut sind die Farbwiedergabe und die Reduktion von Bilddefekten gelungen. Weniger gut ist das Rauschverhalten. In homogenen Flächen sind die Pixel stets in Bewegung, die Hintergründe wirken immer etwas körnig.

Tonqualität

Der Ton kann sein Alter ebenfalls nicht verbergen. Beide Spuren kommen mit deutlichem Rauschen daher, was beim englischen Original schon ein sehr aufgewecktes Gehör erfordert, um alles zu verstehen. Während der englische Ton sehr dumpf ist, klingt die deutsche Synchronisation deutlich heller und ist somit besser zu verstehen.

Extras

Auf der DVD ist ein altes Making Of aus der damaligen Zeit enthalten, das Filmausschnitte mit Interviewschnipseln kombiniert. Alle Hauptdarsteller kommen hier zu Wort und äußern sich über den Dreh. Daneben berichtet auch Regisseur J. Lee Thompson über seine Arbeit und Produzent Lance Hool informiert über den Umfang der Produktion. Informatives wechselt sich hier mit Inhaltsangabe ab, zwischendurch sind auch B-Roll-Aufnahmen zu sehen. Insgesamt ist das Making Of (26 Minuten) nicht weltbewegend, aber ganz nett. Der Beitrag "Making Of der High-Definition-Restauration zeigt auf einem zweigeteilten Bildschirm lediglich Filmausschnitte vor und nach der Restauration. Irgendwelche Erläuterungen gibt es außer einer kurzen Texttafel vorneweg nicht, so dass sich der Informationsgehalt in engen Grenzen hält. Der Trailer rundet die DVD ab.
Ein positives Wort muss an dieser Stelle aber noch über die Aufmachung der Limited Edition verloren werden. Die DVD-Hülle wurde als Buch gestaltet, was richtig schick aussieht. Auch das darin enthaltene Booklet zeugt zumindest optisch von hoher Qualität, enthält aber nur ein paar Auswahlfilmographien.

Fazit

"Caboblanco" kommt dank uninspirierter Regie nicht über einen mittelmäßigen Abenteuerfilm mit interessanten "Casablanca"-Parallelen hinaus. Lediglich die Darsteller liefern eine gute Leistung. Technisch ist die DVD mittelmäßig bis schwach. Die Aufmachung der Limited Edition macht demgegenüber einiges her.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Caboblanco (USA 1980)
Länge 87 Minuten (Pal)
Studio mcone
Regie J. Lee Thompson
Darsteller Charles Bronson, Jason Robards, Dominique Sanda, Fernando Rey, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Making Of Caboblanco, Making of der High-Definition-Restauration, Trailer
Preis ca. 18 EUR
Bewertung mittelmäßig