Elegische Action

The Butcher – The new Scarface (Blu-Ray)

The Butcher – The new ScarfaceDer Spitzname „Butcher“ kann eine zweifelhafte Ehre sein, in Gangsterkreisen verschafft er einem aber in jedem Fall einen gewissen Respekt. Merle Hench trägt diesen Spitznamen und er löst für seinen Gangsterboss Murdoch Probleme. In dessen Augen sind die besten Tage Merles aber schon längst vorbei. Murdoch hält seinen Mitarbeiter für zu weich, um ihm in der Organisation noch eine nennenswerte Zukunft einzuräumen. Deswegen stellt er Merle mit Hilfe eines neuen, aufstrebenden und skrupellosen Burschen eine Falle. Er bestellt ihn zu einem Klub, den er im selben Moment von einer Gruppe maskierter sowie schwer bewaffneter Jungs überfallen lässt. Sie stehlen das dort lagernde Geld der Las-Vegas-Mafia, um den Überfall Merle in die Schuhe zu schieben. Aber Merle hat andere Pläne, als sich aufs Kreuz legen zu lassen. Er nimmt eine Tasche voller Geld an sich, welche die Maskierten bei ihrer Flucht verloren haben, löst seine Waffen beim Pfandleiher aus und macht sich daran, dieses letzte Problem zu seinen Gunsten zu lösen, bevor die Mafia auftaucht.

Regisseur Jesse V. Johnson verknüpft in seinem Film das persönliche Drama der Hauptfigur mit dreckiger Racheaction. Dabei ist es sowohl Hauptdarsteller Eric Roberts als auch Kameramann Robert Hayes zu verdanken, dass der Plan aufgeht. Immer wieder taucht Hayes die Szenerie in ein leicht schummriges Zwielicht oder er lässt Roberts von der Sonne auf eine Weise beleuchten, die eine ruhige Atmosphäre der inneren Einkehr beschwört. Mit solchen melancholischen, an einen Abgesang gemahnenden Bildern bereitet Hayes den Boden für Roberts, der seiner Figur gebrochene Zurückhaltung sowie grimmige Härte verleiht. Sein milder Gesichtsausdruck, der immer wie ein angedeutetes, sanftes Lächeln wirkt, verrät die Müdigkeit, die diesen Killer über die Jahre hinweg erfasst hat. Gleichzeitig strahlen seine Augen eine Aufmerksamkeit aus, die den wachen Verstand sowie die Entschlossenheit widerspiegeln, welche im entscheidenden Moment immer noch aus Merle herausbricht.

Wie ein gehetztes Tier ist Merle extrem gefährlich, wenn er in die Ecke gedrängt wird, und Murdoch drängt ihn in die The Butcher – The new Scarface Ecke. Dadurch bietet sich für Merle die Chance, alles auf eine Karte zu setzen. In einem letzten Akt der Grimmigkeit spielt er mit seiner Zukunft. Entweder gelingt im der Coup oder aber er ist erlöst, wenn er im Kugelhagel sterben sollte. Denn die Müdigkeit des Killers erzählt von seinem Todeswunsch. An einer Stelle sagt er, dass Leute wie er immer erschossen werden. Merle weiß, was für ein Leben er geführt hat. Die Episode, welche ihm den Spitznamen „Butcher“ eingebracht hat, nagt immer noch an ihm, denn er ist keineswegs stolz darauf. In Vollbild-Rückblenden, die wie Super-8-Filme aussehen, rollt Regisseur Johnson solche entscheidenden Momente im Leben der Hauptfigur auf. Zusammen ergeben sie das elegische Gesamtbild eines Menschen, der langsam aber sicher an seinen unrühmlichen Taten zugrund geht. Daraus entsteht ein Druck, der sich im packenden sowie dreckigen Finale entlädt. Johnson kennt seine Vorbilder des Rachekinos.

Bildqualität

Die Bildqualität der Bluray reizt die Möglichkeiten des Mediums zwar nicht aus, bietet aber ein gutes Bild mit leichten Schwächen. Ohne Verschmutzungen oder Defekte erstrahlt das Bild mit klaren Konturen und einer angenehmen Detailzeichnung. Letztere bleibt allerdings hinter den Möglichkeiten der Bluray zurück. Die reduzierte Farbpalette entspricht dem visuellen Stil des Films, der sehr gut wiedergegeben wird. Lediglich der Schwarzwert ist etwas mau. Die Körnigkeit des Materials schwankt innerhalb des Films, so dass manche Szenen deutlich betroffen sind. Insgesamt stört das aber nicht.

Tonqualität

The Butcher – The new ScarfaceDie 2.0-Tonspuren liefern klare und verständliche Dialoge, wobei die englische Fassung in der Lautstärke etwas schwankt. Störendes Rauschen tritt nicht in Erscheinung. Die Abmischung zwischen Dialogen, Musik und Toneffekten nutzt die vorderen Lautsprecher gut aus, so dass im Finale eine recht druckvolle Kulisse entsteht, soweit es ein 2.0-Ton ermöglicht. Wer es gerne möchte kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören, der jedoch keine nennenswerten räumlichen Effekte besitzt und sich deswegen nicht von seinen 2.0-Pendants abheben kann.

Extras

Das Making Of (etwa 15 Minuten) versammelt die Hauptdarsteller, den Regisseur, den Kameramann und einige Effektleute, die jedoch nichts besseres zu sagen haben, als dass der Film super, das Team toll und der Regisseur ein exzellenter Mann ist – PR-Interviews der uninteressanten Sorte. Eine Bildergalerie sowie ein Trailer sind ebenfalls noch enthalten.

Fazit

„The Butcher“ überzeugt als Mischung aus elegischem Drama und dreckiger Racheaction. Hauptdarsteller Eric Roberts sorgt mit seiner Zurückhaltung, hinter der stets die Gefahr lauert, für eine gute Darstellung des Gangsters mit Todeswunsch. Dabei wird er von der Kameraführung Robert Hayes' unterstützt, die für zahlreiche melancholische Bilder sorgt, bevor im Finale die Waffen sprechen. Technisch ist die Bluray recht gut, kann die Möglichkeiten des Mediums aber nicht ausreizen. Die auf DVD erhältliche deutsche Kaufversion des Films ist um etwa acht Minuten geschnitten. Hier hat der Butcher zugeschlagen.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Butcher (USA 2007)
Länge 114 Minuten (24p)
Studio Mr. Banker Films
Regie Jesse V. Johnson
Darsteller Eric Roberts, Robert Davi, Irina Björklund, Geoffrey Lewis, Paul Dillon, Jerry Trimble, Michael Ironside, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Bildergalerie, Teaser, Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch recht gut