Liebe
tötet
Brutale
Stadt
Reifen
quietschen, Motoren heulen auf und Blei pfeift durch die Luft. Die
Anfangssequenz aus Sergio Sollimas "Brutale Stadt" setzt
den Ton für eine sehr gut inszenierte Gangstertragödie.
Im Zentrum steht Jeff, der zu Beginn nur mit knapper Not einem Mordanschlag
entkommt. Da dabei jedoch einiges zu Bruch gegangen ist und hinterher
auch ein paar Leichen auf der Strasse herum liegen, landet der Profikiller
erst einmal im Gefängnis. Ein paar Jahre später wird Jeff
entlassen, in New Orleans kann er die Spur der Drahtzieher hinter
dem damaligen Mordanschlag aufnehmen. Dazu zählt auch seine frühere
Geliebte. Während sich der routinierte Profikiller um seine Rache
kümmert, tauchen immer wieder Vertreter des örtlichen Syndikatchefs
auf, die ihn mit kompromittierenden Fotos erpressen wollen. Er soll
der Organisation als festes Mitglied beitreten und seinen Status als
freischaffender Individualist aufgeben. Doch Jeff hat andere Pläne.
Lässt man einmal außer Acht, dass Sergio Sollima an zwei,
drei Stellen Schwierigkeiten hat, seine Geschichte im Fluss zu halten,
so dass zeitliche und handlungslogische Zusammenhänge einen Bruch
erfahren, ist "Brutale Stadt" ein wunderbarer Film geworden.
Die ersten Minuten sind ein Genuss für jeden Action-Fan. Mit
viel Raffinesse inszeniert Sollima eine Autoverfolgungsjagd, die auch
heute nichts an Rasanz verloren hat. Ihre Auflösung vermittelt
bereits den bitteren Ton, der sich durch die ganze Geschichte zieht.
Der Profikiller Jeff versucht ein Leben als Individualist zu führen,
das er mit seiner Liebe zu einer attraktiven Blondine vereinbaren
möchte. Obwohl sie ihn zunächst verrät, glaubt er ihr
später, dass sie nur in einer Notlage gehandelt hat. In seinen
Wünschen soll die Einsamkeit nicht ein ständiger Begleiter
sein, aber Sollimas Welt wartet mit verräterischen Beziehungen
auf, die alles in einem undurchsichtigen Licht erscheinen lassen.
Der gradlinige Außenseiter gerät unter Druck, da auch das
Universum der Kriminellen nach einem Regelsystem spielt, dass nicht
das seine ist. Die spannende Auseinandersetzung zwischen den Kräften,
gipfelt in einem dramatischen Spiel um Macht, Selbstbehauptung und
Liebe. Vor allem emotionale Bindungen werden in dieser Welt zu Schwachpunkten,
die tödlich sein können. Dass Jeff sich dennoch nicht davon
lösen will, macht aus ihm tragische Figur, in der sich die ganze
Misere der kriminellen Welt auf menschliche Art bündelt.
Für die 16er Freigabe musste der Film geschnitten werden.
Bildqualität
Leider
konnte das 35 Jahre alte Ausgangsmaterial nicht mehr in einen Topzustand
versetzt werden. Während Dreckspuren und Bildpunkt zwar rar sind,
zeigt sich über die komplette Lauflänge ein leicht grieseliges
Bild. Das geht natürlich auch etwas zu Lasten der Schärfe,
die sich in einem angenehmen Bereich einpendelt. Sehr gut ist allerdings
die Farbwiedergabe geraten. Sowohl die strahlend kräftige Palette
der Inselszenen am Anfang kommt ausgezeichnet zu Geltung, wie auch
die reduzierteren Szenen (beispielsweise während des Autorennens).
Der Kontrast ist in Ordnung.
Tonqualität
Auch
der Ton hat etwas gelitten. In den Höhen zeigen sich Verzerrungen
und die gesamte Kulisse ertönt ein wenig dumpf. Die Musikwiedergabe
macht dabei noch eine recht ordentliche Figur.
Da der Film in der englischen Fassung gekürzt war, sind diese
Passagen auch bei Anwahl des englischen Tons nur in der deutschen
Synchronisation zu hören. Bei einem solchen Segment hat Koch
Media leider die sonst übliche Sorgfalt vermissen lassen. Von
01:05:11 bis 01:17:54 ist der Ton, wenn man die englische Spur angewählt
hat (da das Segment nur auf Deutsch vorliegt, ist aber nur die deutsche
Synchronisation zu hören) deutlich asynchron. Zuerst bewegen
sich die Lippen und dann kommt der Ton mit einer Verzögerung.
Wählt man in diesem Segment die deutsche Tonspur an, ist alles
in Ordnung. Man kann also, wenn man die englische Fassung ausgewählt
hat, während dieser Zeit auf die deutsche Spur schalten und anschließend
wieder zurück wechseln. Obwohl man so die Schwäche ausgleichen
kann, ist das sehr lästig, und hat mit einer guten DVD-Veröffentlichung
nichts mehr zu tun.
Auf Nachfragen, drückte die Firma Koch Media ihr Bedauern
aus, dass sich dieser Authoring-Fehler eingeschlichen hat. Sollte
es zu einer Neuauflage des Titels kommen, versicherte der zuständige
Mitarbeiter, werde das behoben sein. Für den Oktober sei zudem
eine längere Fassung geplant (leider musste der Film für
die 16er-Freigabe geschnitten werden), die dann einwandfrei sein
werde.
Extras
Neben
dem deutschen und dem englischen Kinotrailer enhält die DVD eine
Featurette mit Sergio Sollima (28 Minuten). Dabei handelt es sich
um ein Interview mit dem Regisseur, in dessen Verlauf er sich an die
Dreharbeiten, Charles Bronson und seine Vision hinsichtlich des Projektes
erinnert. Ein paar warme Worte hat der Regisseur auch noch für
die Leute übrig, die Filme im nachhinein für die Auswertung
kürzen. An passenden Stellen werden Filmausschnitte oder Fotos
in das Interview geschnitten. Insgesamt ein sehr sehenswertes Extra.
Fazit
"Brutale
Stadt" etabliert im Gangstermilieu die tragische Geschichte eines
Einzelgängers im Kampf gegen eine übermächtige Organisation.
Action und Emotionen verbinden sich zu einem feinen Thriller. Technisch
wäre die DVD in Ordnung, wenn sich nicht der Authoring-Fehler
auf der englischen Tonspur eingeschlichen hätte.
Stefan Dabrock
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Originaltitel |
Citta
Violenta (Italien/Frankreich 1970) |
Länge |
103
Minuten (Pal) |
Studio |
Koch
Media |
Regie |
Sergio
Sollima |
Darsteller |
Charles
Bronson, Jill Ireland, Michel Constantin, Telly Savallas, u.a. |
Format |
1:2,35 |
Ton |
DD
2.0 Deutsch, Englisch |
Untertitel |
Deutsch |
Extras |
Featurette
mit Sergio Sollima, Fotogalerie und Trailer |
Preis |
ca.
18 EUR |
Bewertung |
Film
gut, sonst leider mit Mängeln |
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