Das okkulte Todesspiel

Bruderschaft des Todes

Mateo Gil hat die Drehbücher zu einigen sehr schönen spanischen Thrillern geschrieben. Unter anderem gehen "Tesis" (1996) und "Öffne deine Augen" (1997) auf sein Konto. Bei beiden Werken führte Alejandro Amenábar Regie. Nach eigenem Drehbuch inszenierte Gil 1999 den Thriller "Bruderschaft des Todes" selbst. Im Zentrum steht ein junger Mann, der sich gerne als Schriftsteller profilieren würde. Bis es soweit ist, hält er sich jedoch mit Kreuzworträtseln über Wasser, die er für eine Tageszeitung in Sevilla erstellt. Eines Tages fordert ihn die Stimme eines Unbekannten auf seinem Anrufbeantworter auf, eine bestimmte Lösung in das nächste Rätsel einzubauen. Er solle weder die Polizei noch seine Freunde darüber unterrichten. Kaum hat er die Forderung erfüllt, befindet sich der Kreuzworträtselgestalter auch schon in einem merkwürdigen Spiel. Ständig tauchen neue Hinweise auf, denen er nachgeht. Gleichzeitig wird klar, dass die ganze Sache im Zusammenhang mit den Attentaten steht, die zurzeit an verschiedenen Orten Sevillas stattfinden. Die Nachforschungen führen den jungen Mann in das Gewirr der engen Gassen bis hin zu einer Gruppe, die mit einem okkulten Todesspiel die Karwochenfeierlichkeiten begleitet.
Die Manipulation eines Menschen spielt die Hauptrolle innerhalb des Thrillers. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto stärker wird der Kreuzworträtseldesigner in das tödliche Spiel der Gruppe hineingezogen. Sein Umfeld verliert in bester Thrillermanier alles verlässliche, da hinter jeder Ecke die mysteriöse Gefahr lauern könnte. Auch die Recherchen führen zunächst zu größerer Unsicherheit, als zu Klarheit. Darüber hinaus wirkt der junge Mann wie ein Spielball der ihn umgebenden Kräfte, die immer einen Schritt voraus sind. Die Manipulation im Sinne des okkulten Todesspiels trägt Früchte. Und genau da liegt auch die Schwäche des Films, dessen Handlung im Übermaße konstruiert wirkt. Innerhalb der Inszenierung steht die Mechanik der Manipulation im Vordergrund. Die Gefühle treten demgegenüber zurück. So wird beispielsweise die Freundin der Hauptfigur nach einiger Zeit fast vollständig aus dem Film entfernt, um einer anderen Frau Platz zu machen, mit deren Hilfe die Recherchen vorangetrieben werden. Nur eine Szene muss herhalten, um den darin liegenden Konflikt darzustellen, der zudem im Wesentlichen auf der Seite der Freundin stattfindet. Der junge Mann ist viel stärker mit dem mysteriösen Spiel beschäftigt. An menschlichen Beziehungen ist Gil weniger interessiert, er möchte ein cleveres Konstrukt präsentieren. Dadurch wirkt "Bruderschaft des Todes" lebensfeindlich und trocken. Gleichzeitig offenbart die Konstruktion Schwächen. Aus welchem Grund die fliehende Hauptfigur auf die in schwarze Kutten gewandeten Verfolger mit einer lärmenden Spielzeugpistole schießt, wird wohl auf ewig das Geheimnis Gils bleiben. Sinn ergibt es jedenfalls nur, weil Gil die Atmosphäre eines Rollenspiels beschwören will. Für die Hauptfigur ist die Handlung so offensichtlich sinnlos, dass sich die Konstruktion als Leitmotiv des dramaturgischen Geschehens offenbart. Oder anders ausgedrückt, die Geschichte wird zum Sklaven der Grundidee.

Bildqualität

Die aufgeräumte Vorlage bietet ein Bild ohne Defekte oder Dreckspuren. Die Schärfe schließt sich dem hohen Niveau an und präsentiert das Bild mit klar abgegrenzten Konturen und einem ordentlichen Detailreichtum. Hier und da sind Doppelkonture sichtbar. Die Farben können sich ebenfalls sehen lassen. Der gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Einziges Manko sind das Hintergrundrauschen und der nicht anamorphe Transfer.

Tonqualität

Beide 2.0-Spuren verteilen das Geschehen solide auf den vorderen Boxen. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht.

Extras

Das etwa 18minütige Making Of bietet eine Mischung aus Filmausschnitten und Interviews. Dabei kommen Mitarbeiter der verschiedenen Gebiete zu Wort. Unter anderem äußern sich der Regisseur und Drehbuchautor, der Kameramann und die Darsteller über ihre Arbeit. Das Ganze bleibt auf eher oberflächlichem Niveau, wenn der Kameramann beispielsweise erläutert, dass die Arbeit mühselig, aber nicht kompliziert war oder ein Darsteller mitteilt, dass er bei jedem Durchlauf versucht, die Szene in gleicher Weise nur besser zu spielen, während sein Kollege sie immer auf andere Art spiele.
Zwei Trailer, zwei TV-Spots und Texttafelfilmo- und Biographien runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

Mateo Gils Film verheddert sich zunehmend in der cleveren Konstruktion, der er alles unterordnet. Figuren aus Fleisch und Blut entstehen auf diese Weise nicht. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Nadie conoce a Nadie (Spanien 1999)
Länge 103nuten (Pal)
Studio epiX
Regie Mateo Gil
Darsteller Eduardo Noriega, Jordi Mollà, Natalia Verbeke, u.a.
Format 1:2,35 (4:3)
Ton DD 2.0 Deutsch, Spanisch
Untertitel Deutsch, Spanisch, Englisch
Extras Making Of, Bildergalerie, Trailer, u.m.
Preis ca. 16 EUR
Bewertung konstruiert, technisch gut