Dummheit kann tödlich sein. Fünf Männer sorgen auf diese Weise für den Tod eines frisch verheirateten Ehemannes, als der mit der übrigen Hochzeitsgesellschaft gerade aus der Kirche kommt. Julie Kohler, die Ehefrau, schwört Rache. Nacheinander spürt sie jeden einzelnen der Männer auf, um sie in eine geschickt gestaltete Falle zu locken. Die Handlung bleibt ein räumliches wie logisches Rätsel, weil Truffaut eine universelle Geschichte über eine bedingungslose Liebe erzählen will, die sich nach dem Tod des Ehemanns nur in der Rache als letztem Liebesdienst manifestieren kann.
Die Städte tragen keine Namen, eine Nachforschung der Braut, die ihr zielsicheres Auftauchen bei den Männern erklären würde, findet im Prinzip nicht statt. Sie ist einfach da, weil sie da sein muss. So geschickt die Braut ihre zukünftigen Opfer auch einlullt, um nach gewonnenem Vertrauen zuzuschlagen, sie ist nach dem Tod ihres Mannes nur noch eine Getriebene, die mit der Rache versucht, eine Tragödie aufzuarbeiten, indem sie das Heft des Handelns zurückerobert. Dabei kommt sie einer Verringerung des Schmerzes jedoch kaum näher. Darin liegt die Tragik, die sich auch in Jeanne Moreaus immer währender Leidensmine ausdrückt. Truffaut gelingt deswegen eine Spannungsinszenierung des Melodrams, das in jeder der einzelnen Episoden in immer neuer Variation seine volle Wucht entfaltet. Dabei sorgt nicht der Ausgang der jeweiligen Ereignisse für Spannung, wie es in einer Suspense-Situation der Fall wäre, sondern einzig und allein die Frage, ob sich bei der Braut sowie dem jeweiligen Opfer emotional eine Veränderung einstellen wird. Die strenge Inszenierung sorgt ohne störendes Beiwerk für eine zwingende Konzentration auf diese Situation, die Truffaut meisterlich immer wieder neu erzählt. Während die Braut den Film optisch sowie moralisch unverändert durchwandert, hat jeder der Männer einen anderen, falschen Blick auf die Frau, so dass Truffaut ganz nebenbei die erbärmlichen Projektionen zwischen Engel und Hausfrau seziert, mit denen die Männer Moreaus Figur belegen.
Bildqualität
Dank der Aufbereitung des Ausgangsmaterials halten sich Verschmutzungen oder Defekte in engen Grenzen. Die Schärfe ist bei den Nahaufnahmen gut und lässt bei Totalen etwas nach, bleibt aber stets angenehm. Die reduzierte Farbpalette deutet auf ein leichtes Ausbleichen des vorhandenen Materials hin. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Neben der grundsätzlichen Körnigkeit des Materials sind keine nennenswerten Rauschmuster vorhanden.Tonqualität
Die 2.0-Mono-Tonspuren liefern klare und verständliche Dialoge, die lediglich leicht dumpf klingen, wobei der deutsche Ton etwas weniger dumpf, dafür aber auch etwas künstlicher wirkt. Störende Verzerrungen treten nicht nennenswert in Erscheinung.Extras
Der Audiokommentar von Robert Fischer (Filmhistoriker) überzeugt durch kenntnisreiche Informationen über Truffaut und dessen Werk sowie durch eine klare, analytische Aufbereitung einzelner Szenen und Elemente, ein echter Gewinn der deutschen DVD. Das Interview mit Jeanne Moreau und François Truffaut (etwa sechs Minuten) aus der damaligen Zeit fällt durch die nachdenklichen, sehr reflektierten Äußerungen der beiden gut aus.
Der amerikanische Trailer sowie eine Bildergalerie runden das Bonusmaterial ab.
Fazit
„Die Braut trug schwarz“ ist ein konsequent stilisiertes Rachemeldodram, das nicht nur die Tragik auf Seiten der sich rächenden Frau herausarbeitet, sondern auch die Projektionen der Männer auf diese Figur seziert. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.
Stefan Dabrock
Originaltitel | La mariée était en noir (Frankreich 1968) |
Länge | 103 Minuten (Pal) |
Studio | Pierrot Le Fou |
Regie | François Truffaut |
Darsteller | Jeanne Moreau, Michel Bouquet, Jean-Claude Brialy, Charles Denner, Claude Rich, Michael Lonsdale, Daniel Boulanger, u.a. |
Format | 1:1,66 (16:9) |
Ton | DD 2.0 Deutsch, Französisch |
Untertitel | Audiokommentar von Robert Fischer (Filmhistoriker), Interviews, Bildergalerie, Trailer |
Extras | ca. 20 EUR |
Preis | gut, technisch angesichts des Filmalters gut |
Bewertung | Bewertung |