An dieser Stelle möchte ich Uwe Boll – unserem Deutschen in Vancouver – einen Gefallen tun und klar und deutlich feststellen, dass „BloodRayne“ kein Trash-Film im Sinne einer Billigproduktion ist. Diese Aussage gilt dann, wenn Billigproduktion im Sinne monetärer Ausstattung gemeint ist, denn „BloodRayne“ hat laut imdb um die 25 Millionen Dollar gekostet, was den Film zwar nicht zum teuersten Werk aller Zeiten macht, ihn aber auch nicht in eine Reihe mit Filmen stellt, die für ein paar Tausend Dollar gedreht wurden. Wie aber jeder weiß, ist Geld bestenfalls eine Voraussetzung für Qualität – und selbst das stimmt nicht uneingeschränkt –, kaufen kann man sie damit aber nur, wenn die entsprechenden Fähigkeiten hinter dem Projekt stehen. Inhaltliche und technische Qualität bleiben immer noch verschiedene Paar Schuhe. Im Falle von „BloodRayne“ ist das deutlich erkennbar. Die Geschichte dreht sich um einen weiblichen Halbvampir, der eines Abends aus der Gefangenschaft einer Zirkustruppe entflieht, die ihn dem staunenden Publikum als Attraktion vorgeführt hat. Rayne, so heißt die Frau, will sich an ihrem Vater Kagan rächen, der ihre Mutter vergewaltigte. Kagan ist der mächtigste aller Vampire und auf der Suche nach verschiedenen Artefakten, die ihn mit absoluter Macht ausstatten werden, sobald er sie zusammen hat. Rayne trifft auf drei Vampirjäger, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, gegen die Vampire zu kämpfen. Auch ihr Hauptgegner ist Kagan, dessen Machtstreben die Menschheit bedroht. Gemeinsam ziehen sie in den Kampf. Je nach verwendeter Vampirmythologie gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, den Blutsaugern zu schaden. Im vorliegenden Fall vertragen die bissigen Gesellen kein Wasser.
An dieser Stelle unterbreche ich die aktuelle Kritik für eine einfache Frage. Wenn ich also weiß, dass Vampire kein Wasser vertragen, und ich ein extrem wertvolles Artefakt besitze, dass nicht in die Hände von Vampiren gelangen soll, weil diese nicht mehr wasserempfindlich sind, sobald sie es in der Hand halten - wann würde unter solchen Voraussetzungen der Schutzmechanismus in Gang gesetzt werden, der mein Artefakt auch mit Wasser vor dem Zugriff danach trachtender Vampire schützt?
Rayne gelangt jedenfalls in den Raum, wo das Artefakt lagert. Zunächst muss sie an fiesen, kreissägenartigen Tötungsvorrichtungen vorbei, die sich auf vorgegebenen Bahnen durch den Raum bewegen. Dann steht sie vor dem Artefakt, nimmt es in die Hand und ein Schutzmechanismus wird ausgelöst, der Wasser in den Raum strömen lässt. Sicher kann hier der wohlwollende Zuschauer einwenden, dass Rayne doch noch ertrinken könnte, da sich die Tür zum Raum ebenfalls geschlossen hat. Das stimmt, aber nach dieser Logik könnte man auch einen Schutzmechanismus konstruieren, der Menschen davon abhalten soll, ein Artefakt in die Finger zu bekommen, indem eine Selbstschussanlage Kugeln gegen die Decke eines geschlossenen Raumes schießt, bis der im Raum gefangene Mensch mit den kleinen Bleikügelchen bedeckt ist und dadurch zu Tode kommt. Das klingt ziemlich dämlich, oder? Das einzige, was man Uwe Bolls „BloodRayne“ zu Gute halten kann, ist die Tatsache, dass solche inhaltlichen Böcke weniger oft auftreten als noch in „Alone in the Dark“. Aber das macht aus „BloodRayne“ eben nur einen etwas besseren Film und kein gutes Werk. Vor allem eine Wendung gegen Ende des Films, die einen der Vampirjäger gegen die anderen kämpfen lässt, besitzt eine kaum nachvollziehbare Motivation. So befindet sich „BloodRayne“ zwar technisch auf gutem Niveau, da gelungene Actionszenen gedreht wurden und gute, wenn auch häufig unterforderte Darsteller, das Geschehen bevölkern, inhaltlich aber werden dünne Bretter gebohrt. Und damit ist nicht gemeint, dass eine simple Geschichte erzählt würde, denn dagegen wäre nur wenig einzuwenden. Der Vorwurf lautet schlicht, dass eine simple Geschichte nicht einmal nachvollziehbar und mit stimmiger innerer Logik erzählt wird.
Bildqualität
Die Bildqualität der vorliegenden DVD wäre sehr gut, wenn das Format stimmen würde. Auf der DVD ist der Film leider nur im Format 1:1,78 enthalten. Auf Anfrage teilte Uwe Boll mit, dass der Film aber im Format 1:2,35 gedreht wurde, so dass Splendid hier einen kapitalen Bock geschossen hat. Unnötig zu erwähnen, dass nun eben rechts und links Teile des Bildes fehlen, was sich durchaus bemerkbar macht. Der Rest erscheint ohne Verschmutzungen oder Bilddefekte mit guter Schärfe, die auch für einen gelungenen Detailreichtum sorgen. Nur bei schnellen Bewegungen leidet sie ein wenig. Die Farben sind kräftig und vermögen die Atmosphäre sehr gut wieder zu geben. Der Schwarzwert ist tief, dennoch werden keine wesentlichen Details verschluckt. Der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Rauschmuster gibt es außer einem leichten Blockrauschen nicht.Tonqualität
Die beiden 5.1-Spuren liefern eine solide dynamische Vorstellung auf den vorderen Boxen, wenn das Geschehen richtig in Fahrt kommt, werden auch die hinteren Lautsprecher miteinbezogen. Das ist allerdings eher seltener der Fall. Ohne Rauschen sind die Dialoge klar und verständlich.Extras
Das 63minütige Behind-the-Scenes-Material bietet unkommentierte Aufnahmen vom Set, die in den seltensten Momenten interessant sind. Hier wird ein bisschen geprobt, da werden ein paar Szenen wiederholt, aber Hintergründe werden nicht beleuchtet. Das gleiche gilt auch für die VFX-Scenes (etwa fünf Minuten), welche einem die Spezialeffekte nur rudimentär näher bringen. Die Deleted und Extended Scenes (etwa fünf Minuten) fügen der Geschichte auch keinen zusätzlichen Wert zu oder sind als kurze Miniaturen interessant.
Die kurzen Interviews (zwischen 30 Sekunden und 3 Minuten) mit Michael Madsen, Kristana Loken, Michelle Ridriguez, Geraldine Chaplin und Will Sandersen erschöpfen sich zumeist in PR-Schmeicheleien, hier und da tauchen aber auch ein paar interessante Fakten über die Produktion auf.
Der wichtigste Beitrag innerhalb des Bonusmaterials ist das fast 50minütige „Dinner mit Uwe Boll“. Zwei Menschen (ein Mann und eine Frau), die sich nicht näher vorstellen – es sei denn ich hätte das überhört – unterhalten sich mit Uwe Boll an einem runden Tisch und essen nebenher fernöstliche Speisen. In dem Gespräch geht es um Bolls bisherige Karriere und das nicht immer ganz einfache Verhältnis zu manchen Journalisten. Auch „BloodRayne“ und seine Produktionsbedingungen nehmen einen breiten Raum ein, so dass man hier sowohl einiges an Fakten erfährt als auch einen Blick in Uwe Bolls Psyche werfen kann. Das macht diesen Beitrag zum wertvollsten innerhalb des ganzen Bonusmaterials. Darüber hinaus kann man sich an der leicht bizarren Atmosphäre der drei dinierenden Gestalten erfreuen.
Fazit
„BloodRayne“ gelingt es nicht, seine einfache Geschichte konsistent umzusetzen. Da nützen auch die technischen Qualitäten nicht viel. Die DVD selbst macht abgesehen vom falschen Bildformat einen guten Eindruck.Stefan Dabrock
Originaltitel | BloodRayne (USA/BRD 2005) |
Länge | 94 Minuten (Pal) |
Studio | Splendid |
Regie | Uwe Boll |
Darsteller | Kristanna Loken, Michael Madsen, Michell Rodriguez, Ben Kingsley, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DD 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Behind the Scenes, Deleted und Extended Scenes, Trailer, u.m. |
Preis | ca. 18 EUR |
Bewertung | schwach, technisch mit Mängeln |