Laut der offiziellen Information zu „Blood Tea and Red String“ hat Regisseurin Christiane Cegavske 13 Jahre alleine an der Realisierung Ihres Stop-Motion-Puppentrickfilms gearbeitet. Die einzelnen Szenenbilder, Kostüme und anderen Ausstattungsbestandteile stammen danach aus ihrer Hand, so dass ein sehr persönlicher Film entstanden ist. Darin geben aristokratisch gekleidete, weiße Mäuse bei den Eichenwesen die Fertigung einer Puppe nach dem Bildnis einer Frau in Auftrag. Als das Werk fertig ist, gefällt den Eichenwesen ihr Ergebnis so gut, dass sie die Puppe selbst behalten und das Geld der weißen Mäuse ablehnen. Die Mäuse sind ihrerseits damit nicht einverstanden. In der Nacht stehlen sie die Puppe und reisen in ihrer Kutsche zurück nach Hause. Als die Eichenwesen am nächsten Tag den Diebstahl bemerken, machen sie sich auf den Weg in das Land der weißen Mäuse, um die Puppe wieder zurückzuholen.
Alles in Christiane Cegavskes Puppentrickfilm vermischt sich zu einer Atmosphäre der Verwandlung, die keine klare Orientierung entlang schlichter Erklärungsmuster mehr zulässt. Theoretisch sind die weißen Mäuse die Bösen, weil sie die Puppe gestohlen haben, und die braunen Eichenwesen die Guten, weil sie ihr Eigentum zurückholen wollen. Aber warum sind die Mäuse dann weiß und nicht dunkelfarbig, wie es das Klischee für die bösen Filmgestalten will? Und hatten nicht die Mäuse die Puppe in Auftrag gegeben, so dass sie am Ende die bestohlenen sind? Die Eindeutigkeit geht in Cegavskes märchenhaftem Ausstattungsfilm glücklicherweise verloren, so dass die verschiedenen Elemente ineinander fließen. Der Film vermittelt den Eindruck, als sei er die Erinnerung an einen Traum, in dem vielleicht irgendwann einmal alles völlig klar gewesen ist, aber die Zeiten sind vorbei. Stattdessen regiert die Grenzerfahrung des Rausches das durch und durch ambivalente Geschehen, das wie ein klassisches Märchen aussieht, aber mitnichten eines ist. Auf ihrer Reise ins Land der weißen Mäuse begegnen die Eichenwesen einem prächtig gelassenen Frosch, der sich hervorragend mit berauschenden Mitteln auszukennen scheint. Er symbolisiert die Verschiebung der Details, die letztlich zu einer Verwandlung der Motive führt. „Blod Tea and Red String“, in dem die Puppe immer wieder neue Stadien ihrer Existenz durchlebt, in denen sie sich verwandelt und neue Daseinsformen annimmt, ist letztlich auch ein Film über die Kreativität und über die Schöpfung neuer Dinge. Die Geburt als Beginn neuen Lebens geistert in metaphorischer Form immer wieder durch den Film. Innerhalb der bizarren Welt ist sie aber auch kein eindeutiges Sinnbild, sondern Teil eines intuitiv erfahrbaren Universums diverser Gefühlszustände, in dem eine Schildkröte die Kutsche der weißen Mäuse zieht und eine Spinne den roten Faden für die Knüpfung ihres Netzes nutzt.
Bildqualität
Es ist müßig die Bildqualität nach klassischen Maßstäben zu bewerten, weil es um solche bei dem Film niemals gegangen ist. Insofern genügt es festzustellen, dass die Schärfe absolut in Ordnung ist und die Farben das Universum lebendig werden lassen. Das Puppentrickfilm-Geschehen sieht gut aus. Die einzige Schwäche der DVD liegt im gelegentlich unruhigen Bild, das auf die Kompression zurückzuführen ist.Tonqualität
Die Tonqualität des Films, der keine Sprache, sondern nur Geräusche und Musik besitzt, ist gut, da vor allem die verschiedenen Geräusche differenziert aus den vorderen Lautsprechern erklingen. Störendes Rauschen ist nicht zu hören.Extras
Der deutsch untertitelte Audiokommentar von Christiane Cegavske (Regie) und Luke Thompson vermittelt trotz gelegentlichem Leerlaufs zahlreiche Informationen zur technischen Umsetzung des Films sowie ein paar Denkanstöße über einzelne Szenerien oder Figuren, wie beispielsweise den schamanenartigen Frosch. Dabei besitzen die Ausführungen aber weiterhin eine Offenheit, so dass dankenswerter Weise nicht der Versuch unternommen wird, den Film im Detail zu erklären. In Christiane Cegavskes zuvor entstandenen Kurzfilmen „Blood and Sunflowers“ (1 Minute und 30 Sekunden) und „The Dollmaker“ (5 Minuten und 42 Sekunden) tauchen bereits Motive auf, die sie in „Blood Tea and Red String“ wieder verwendet hat – so zum Beispiel die Sonnenblumen mit Gesicht und die Puppe. Insofern sind die Filme als Vorstudie interessant. Die laufenden Bildergallerien „Production Stills“ (1 Minute und 50 Sekunden), „Miniature Paintings“ (1 Minute und 2 Sekunden) und „Charakter und Story Developement“ (5 Minuten und 23 Sekunden) werden ebenfalls durch Christiane Cegavske und Luke Thompson kommentiert, so dass die einzelnen Bilder eingeordnet werden. Auch hier sind deutsche Untertitel verfügbar.Fazit
Christiane Cegavske hat mit „Blood Tea and Red String“ ein verwunschenes Puppentrickfilmmärchen gedreht, in dem die Motive zu einer Atmosphäre der Uneindeutigkeit ineinander fließen. Der Prozess blanker Kreativität, währenddessen alles im Fluss ist, wird in der ständigen Verschiebung und Verwandlung sichtbar. Technisch ist die DVD gut. Das Bonusmaterial weist eine erfrischende Qualität auf.Stefan Dabrock
Originaltitel | Blood Tea and Red String (USA 2006) |
Länge | 71 Minuten (Pal) |
Studio | Cinema Surreal |
Regie | Christiane Cegavske |
Darsteller | - |
Format | 1:1,33 (4:3) |
Ton | DD 2.0 (ohne Sprache) |
Untertitel | - |
Extras | Audiokommentar von Christiane Cegavske (Regie) und Luke Thompson, Kurzfilme, u.m. |
Preis | ca. 29 EUR |
Bewertung | gut, technisch gut |