Aufzüge können für einen Thriller Fluch und Segen sein. Bleiben die Biester einmal stecken, kommen die Fahrgäste so ohne weiteres nicht heraus. Darin steckt Potential für ein klaustrophobisches Spannungsszenario, wenn das Drehbuch den limitierten Raum zu nutzen vermag und der Regisseur sich ebenfalls darauf versteht. Wenn beides nicht der Fall ist, dann droht der Aufzug zu einem Gefängnis der Langeweile zu werden. Rigoberto Castañedas „Blackout“ schickt drei Bewohner eines halbverlassenen Mietshauses in dessen am Drahtseil hängenden Stahlkasten, der selbstverständlich stecken bleibt. Da die Notruffunktion keine überzeugenden Resultate liefert und es bereits Abend ist, müssen sich die drei auf einen längeren Aufenthalt einstellen. Aus der Situation entstehen nicht nur die üblichen Konflikte eines solchen Stressszenarios, einer der drei Eingeschlossenen ist ein Serienkiller, der eigentlich die Zeugnisse seiner letzten Tat beseitigen wollte.
In ständig eingeschnittenen Rückblendensplittern erzählt der Film die Dramen der drei Fahrstuhlgäste. Das reicht von einer schwierigen Beziehung, da der Vater der Angebeteten ein notorischer Säufer ist, bis zu einem verheerenden Verkehrsunfall, bei dem die Großmutter schwer verletzt wird. Allen Szenen ist gemeinsam, dass sie die Charaktere der Handlung greifbarer machen sollen, um ein emotionales Band zwischen Zuschauer und Figur zu knüpfen. Das gelingt im Einzelfall sogar, wenn wie bei der Handlung um die Großmutter tragisches Potential vorhanden ist, das Vorgehen scheitert aber daran, dass jeder Handlungsstrang ein isoliertes Ereignis beleuchtet. Die drei Figuren und ihre jeweilige Vorgeschichte haben nichts miteinander zu tun. Deswegen tragen die Vorgeschichten erzählerisch auch nichts zur Intensivierung der klaustrophobischen Situation im Fahrstuhl bei.
Das Spannungsszenario der Eingeschlossenen wird folglich nicht verstärkt, sondern immer wieder gemindert, wenn Regisseur Rigoberto Castañeda mal wieder die Enge des Aufzugs verlässt, um eine weiteres Detail über die jüngere Vergangenheit einer der Figuren zu erzählen. Die Serienkillerdramatik, also die direkte Bedrohung zweier Hauptfiguren, fällt bei der hölzernen Schnitttechnik sogar lange Zeit komplett unter den Tisch. Da Castañeda die Identität des Mörders zudem lange Zeit offen lassen wollte, geraten die Eingeschlossenen im Fahrstuhl um kleinere Streitpunkte aneinander, wenn es darum geht, ob geraucht werden darf oder nicht. Eine der Figuren leidet zwar an Asthma, aber die gefährliche Dimension, die das Rauchen deswegen haben könnte, bleibt nur eine Behauptung der betroffenen Figur, die viel zu zaghaft dagegen anzugehen versucht. Erst nach geschlagenen 54 Minuten dreht Castañeda an der Spannungsschraube, wenn es nun tatsächlich um Leben und Tod zu gehen droht. Die Zeit davor dümpelt der Film dahin, indem der Regisseur mit den immer wieder eingestreuten Vorgeschichten beweist, dass er dem klaustrophobischen Szenario nicht vertraut.
Angesichts der verkorksten Dramaturgie nützt die in einzelnen Szenen zur Schau gestellte Grimmigkeit auch nichts mehr, die sich in einem beachtlichen Sadismus des Killers offenbart. Sie wird angesichts der schwachen Verknüpfung der einzelnen Handlungsstränge vielmehr zu einem Stilmittel puren Selbstzwecks. Es ist nicht so, dass sich eine geschlossene Dramaturgie immer weiter steigert, bis die Gewalt entsprechend finstere Dimensionen erfährt, sondern die Gewalt taucht plötzlich als Teil einer quasi neuen Handlung auf, die es zuvor in der Form gar nicht gab. Sie wird dem bisherigen Geschehen, in dem der Serienkiller nur eine für sich genommene Rolle gespielt hat, aufgepflanzt. Weil sich aus den bis dahin präsenten Handlungssträngen aber keine Spannung mehr ziehen lässt, muss Castañeda mit einem überflüssigen Paukenschlag weiter machen. Dadurch scheitert er auf höchst unangenehme Weise bei seinem Thrillerversuch. Eine dramaturgische Bankrotterklärung.
Bildqualität
Das saubere Bild der Bluray besitzt eine wechselnde Schärfequalität. Vor allem die Aufnahmen ausserhalb des Fahrstuhls überzeugen mit vielen Details und klaren Konturen, so dass das Potential hochauflösenden Materials transportieren können. Im Fahrstuhl wirkt das Bild demgegenüber etwas weicher. Die kräftigen Farben überzeugen, indem der visuelle Stil des Films, der immer wieder durch Farbfilter geprägt ist, sehr gut wiedergegeben wird. Der Kontrast der Aussenaufnahmen ist sehr gut, er sorgt für ein plastisches Bild. In den Fahrstuhlszenen bricht der Schwarzwert demgegenüber stark ein, so dass das Bild sehr milchig aussieht. Störende Rauschmuster jenseits einer leichten Körnung existieren nicht. Das stärkere Rauschen einzelner Rückblenden ist Teil des stilistische Konzeptes.Tonqualität
Da der Film nur sehr wenig Actionszenen besitzt, spielt sich das akustische Geschehen zumeist in den vorderen Lautsprechern ab. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht. In den wenigen Actionszenen können die beiden 5.1-DTS-HD-Master-Tonspuren mehr Potential entfalten, indem auch die hinteren Lautsprecher eingesetzt werden. Insgesamt ist die räumliche Wirkung aber recht gering, da auch die Musik die hinteren Lautsprecher nicht im vollen Umfang nutzt. Ein durchschnittlicher Ton ohne Stärken.Extras
Das Bonusmaterial ist im Vollbildformat enthalten. Es beinhaltet Interviews mit Rigoberto Castañeda (Regie), Amber Tamblyn, Aidan Gillen, Armie Hammer (alle Darsteller). Das Interview mit Rigoberto Castañeda (etwa 14 Minuten) liefert am meisten Informationen, da der Regisseur über seine Vorbilder spricht, die Arbeit am Set einschätzt und den Film dramaturgisch ein wenig einordnet. Dabei gehen seine Ausführungen über rein inhaltliche Punkte deutlich hinaus. Die Interviews mit Amber Tamblyn , Aidan Gillen (beide etwa vier Minuten) und Armie Hammer (etwa sechs Minuten) ergehen sich oftmals in gegenseitigem Lob und liefern nur wenig Interessantes zu „Blackout“. Auf die eine oder adere Weise strahlen sie aber einen speziellen Reiz aus. Amber Tamblyn chrakterisiert ihren Schauspielpartner Aiden Gillen auf höchst bemerkenswerte Weise, Aiden Gillen spricht auf eine Art und Weise, dass er tatsächlich ein wenig wie ein Psychopath wirkt, und Armie Hammer berichtet über seinen sehr zufälligen Weg zu Schauspielerei sowie die optischen Veränderungen, die an ihm durchgeführt wurden. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.Fazit
„Blackout“ scheitert am Aufbau einer klaustrophobischen Situation, weil er die Enge des Fahrstuhls immer wieder zugunsten der Vorgeschichten seiner drei Hauptfiguren verlässt, die zudem in keinem Zusammenhang zueinander stehen. Technisch ist die Bluray guter Durchschnitt.Stefan Dabrock
Originaltitel | Blackout (USA 2007) |
Länge | 85 Minuten (24p) |
Studio | Koch Media |
Regie | Rigoberto Castañeda |
Darsteller | Amber Tamblyn, Aidan Gillen, Armie Hammer, Katie Stuart, u.a. |
Format | 1:2,35 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Interviews, Trailer u.m. |
Preis | ca. 19 EUR |
Bewertung | schwach, technisch guter Durchschnitt |