Messer auf dem Gabentisch

Black Christmas

Es ist Weihnachten und eigentlich sollte die Welt ein friedliches Antlitz zeigen, aber in einem studentischen Schwesternhaus steigt ein böser Mensch ein und tötet nach wenigen Minuten das erste Mädchen. Damit sie nicht gefunden wird, schleppt der Killer die Leiche auf den Dachboden. Gleichzeitig werden die Mädchen durch die obszönen Anrufe eines gestörten Menschen belästigt. Nachdem die Tote durch Ihren Vater bei der Polizei als vermisst gemeldet wird, beginnen die Ermittlungen, aber man sucht nicht auf dem Dachboden. Während der Mörder weiter sein Unwesen treibt muss sich Jessy, eines der Mädchen, mit ihrem Freund auseinandersetzen, der nicht damit einverstanden ist, dass Jessy das gemeinsame Kind abtreibt. Ist er möglicherweise der geheimnisvolle Täter, um sich zu rächen?
Bob Clarkes "Black Christmas" arbeitet mit vielen Motiven des Slashers, ohne jedoch dessen grafische Gewalt auf den Bildschirm zu bannen. Das Eindringen einer Waffe in die Körper der Mordopfer ist an keiner Stelle zu sehen. Stattdessen nutzt Clarke das Motiv des gesichtslosen Killers, der lediglich mit seinen Händen, als Schatten und einmal mit seinem Auge optisch vorkommt, um eine unangenehme Atmosphäre des Schreckens zu erzeugen. Dabei funktioniert sein Horror weniger über unerträgliche Spannungsmomente, als vielmehr durch die ständig mitschwingende Bedrohung. Lediglich im Finale steigert sich die Spannung in einer Weise, wie sie auch heute im Slasher üblich ist. Geschickt durchstreift die Kamera das opulente Haus bis in den letzten Winkel und nutzt vor allem die wuchtige Treppenarchitektur für seinen atmosphärischen Aufbau. "Black Christmas" ist ein gelungener Horror-Thriller, dessen sanfte Spannung auch nach dem Ende des Films weiter nachwirkt. Darin liegt die besondere Stärke der Inszenierung Clarkes.

Bildqualität

Da es sich bei "Black Christmas" um eine 30 Jahre alte, niedrig budgetierte Produktion handelt, kann man trotz digitaler Nachbearbeitung keine Wunder bei der Bildqualität erwarten. Dreckspuren oder Bildpunkte sind zwar nur wenige zu sehen, aber die Schärfe ist lediglich angenehm. Während des ganzen Films ist das Bild in den Hintergründen verrauscht. Die Farbwiedergabe ist gelungen und der Schwarzlevel ist kräftig. Das führt angesichts des Kontrastes jedoch dazu, dass sich die Konturen nicht immer klar voneinander abheben und manche Details in den vielen dunklen Szenen verschluckt werden. Stehende Rauschmuster tauchen ebenso auf, wie die Konturen leicht flimmern. Zusammengefasst ist die Bildqualität angesichts des Filmalters durchschnittlich.

Tonqualität

Der deutsche 5.1-Mix ist in Ordnung, aber schlicht nicht notwendig. Sehr schön ist, dass die DVD auch den alten Mono-Ton enthält, der zwar leicht gelitten hat, aber den Film in seiner Integrität erhält. Die Dialoge sind auf beiden Spuren klar und verständlich, im englischen leicht dumpf. Der Ton neigt in höheren Passagen auch zu leichtem übersteuern.

Extras

Die DVD ist mit zwei Audiokommentaren ausgestattet, ein Umstand der bei einem Film mit begrenztem Bekanntheitsgrad sehr erfreulich ist.
Der erste Audiokommentar wird durch Regisseur Bob Clarke gesprochen. Die Tonschwanken lassen vermuten, dass zwischendurch Passagen aus einem Interview eingeschnitten wurden. Leider bleibt Clarke zumeist bei seinem Lieblingsthema, der Konstruktion der Spannung, stehen und erläutert immer wieder, wie gelungen er einzelne Filmbilder findet. Das trägt sich nicht über die komplette Länge des Kommentars. Zwischendurch zeigt Clarke, dass er die Dialoge des Films mitsprechen kann, flüchtet sich in Nacherzählungen des Geschehens oder schweigt einfach. Die wirklich interessanten Ausführungen über die Inszenierung sind rar gesät.
Der zweite Audiokommentar ist ein Zusammenschnitt aus Beiträgen von John Saxon, der die meiste Sprechzeit besitzt, und Keir Dullea (beide Darsteller). Auch dieser Kommentar wartet nur zwischenzeitlich mit interessanten Passagen auf, wenn Dullea sehr treffliche Ausführungen zu seiner Rolle sowie dem Filmprojekt parat hat, und John Saxon seine Rolle sowie die Filmhandlung analysiert.
Insgesamt sind die Audiokommentare bedauerlicherweise enttäuschend.

Sehr gut ist hingegen die Dokumentation "Black Christmas Revisited", welche etwa 35 Minuten lang ist (und nicht 45 Minuten, wie auf dem Cover angegeben).
Die beiden Darsteller des Films Art Hindle und Lynne Griffin besuchen nach fast dreißig Jahren das Haus in Kanada, in dem Black Christmas gedreht wurde. Während die beiden durch den Schauplatz führen, werden immer wieder Interviewsequenzen von den beteiligten Personen eingeschnitten. Hier kommt Regisseur Bob Clarke ebenso zu Wort, wie die Darsteller Keir Dullea und John Saxon oder Co-Produzent Gerry Arbeid sowie andere, die an der Entstehung des Films mitgewirkt haben. Die Dokumentation gibt einen sehr guten Einblick in die Entstehungsgeschichte von "Black Christmas", beleuchtet die Dreharbeiten und setzt sich mit dem Motiv des Slasher-Films auseinander.

Abgerundet wird die DVD mit einer Bildergalerie, die Werbematerialien zeigt, drei TV-Spots, zwei Radio-Spots (alle aus dem Jahr 1974), ein TV-Spot aus dem Jahr 2001 und dem Kinotrailer.

Fazit

"Black Christmas" gehört zu den effektiven Spannungsfilmen der 70er Jahre. Auch heute vermag der Film um einen irren Killer noch zu überzeugen. Technisch ist die DVD in Ordnung, das Bonusmaterial ist schwankend, weist aber eine sehr gute Dokumentation auf.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Black Christmas (Kanada 1974)
Länge 94 Minuten (Pal)
Studio Capelight
Regie Bob Clark
Darsteller Olivia Hussey, Keir Dullea, Margot Kidder, John Saxon u.a.
Format 1:1,66
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Bob Clark (Regie), Audiokommentar von John Saxon und Keir Dullea (beide Darsteller), Trailer u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung Film sehr gut, Bonus schwankend