Neues Spiel für Catherine Tramell

Basic Instinct 2

Die Fortsetzung zu einem Erotikthriller, der Anfang der 90er Jahre durch seine Verbindung von freizügigem Sex und Gewalt für Aufsehen sorgte, ist ein schwieriges Unterfangen, wenn man glaubt, diese Wirkung erneut erzielen zu müssen. Regisseur Michael Caton-Jones war so klug, das erst gar nicht zu versuchen. „Basic Istinct 2“ besitzt zwar Sexszenen – ohne ging es nun auch nicht -, ihre Inszenierung geht aber kaum über das hinaus, was heute in jedem gängigen Hollywoodfilm zu sehen ist. Der Reiz der Fortsetzung liegt folglich nicht in der Steigerung seines Skandalpotentials, sondern in der Akzentverschiebung. Der hormongesteuerte und sich reichlich trottelig gebärdende Polizist Nick Curran, den Michael Douglas auf unnachahmlich physische Weise im ersten Teil verkörperte, wurde für den zweiten Teil gegen den kontrollierten Psychiater Michael Glass ausgetauscht. David Morrisseys zurückgenommene Darstellung sorgte dann auch für einhellige Kritik, dabei wurde übersehen, mit welch einfachen Mitteln er den inneren Kampf ausdrückt, den seine Figur ausficht, um sich der gefährlichen Anziehungskraft Catherine Tramells zu entziehen. Das Absenken der Augenlieder oder ein Seitenblick ohne den Kopf zu wenden drückt mehr aus, als andere Darsteller mit ihrem ganzen Körper erzählen. Die festen Gesichtszüge vermitteln eine Daueranspannung, die Glass befallen hat, seitdem er sich auf Catherine Tramell als Patientin einließ. Der erste Kontakt zwischen den beiden kommt durch einen Auftrag für ein psychologisches Gutachten zustande, das Michael Glass für ein Gerichtsverfahren erstellen soll. Er attestiert Tramell, die ihren Wagen mit überhöhtem Tempo in die Themse gelenkt hat, während sie es sich mit der Hand ihres zugedröhnten Beifahrers besorgte, eine Risikosucht, deren Grenze lediglich ihr eigener Tod sein könne. Tramell kommt jedoch frei und möchte bei Glass in Behandlung gehen. Nach einigem Zögern lässt sich der Psychiater darauf ein. Als die nächste Leiche auftaucht, schwant ihm, dass er der Angelegenheit nicht gewachsen sein könnte.Neben David Morrisseys überzeugender Darstellung als Psychiaters Michael Glass, der zwar nicht so markig daher kommt wie seinerzeit Michael Douglas als Nick Curran, dafür aber stärker seine intellektuellen Fähigkeiten einsetzt, punktet „Basic Instinct 2“ durch die clevere Verwendung der Figur Catherine Tramell. Deutlich stärker als im ersten Teil, bleiben ihre Handlungen im Unklaren. An den Orten der Morde weht bestenfalls der Hauch einer Tramell-Phantasmagorie, sie selbst ist jedoch weder eindeutig noch schemenhaft zu dem Zeitpunkt an den Orten zu sehen, wenn die Morde geschehen. Der Mythos Catherine Tramell, der durch „Basic Instinct“ begründet wurde, sorgt im zweiten Teil für einen automatischen Verdacht. Wenn ein Sexualmord geschieht während Tramell in der Stadt ist und eine Verbindung zwischen ihr sowie dem Opfer besteht, dann muss sie die Täterin sein. Selten hat sich ein Film so kraftvoll seines zugrunde liegenden übermächtigen Mythos der genialen Killerin bedient, um den Zuschauer zu manipulieren. Das Psychoduell zwischen Tramell und Glass bekommt im Verlauf des Films einen dritten Mitspieler. Beide verkörpern eine Version der Thrillerhandlung, die den Zuschauer bearbeitet, um ihn auf ihre Seite zu ziehen. Dabei könnte die Wahrheit auch an einer ganz anderen Stelle liegen, aber wer kann sich schon der Faszination Tramells entziehen?

Bildqualität

Das verschmutzungs- sowie defektfreie Bild präsentiert sich mit einer guten Schärfe auf der DVD. Lediglich bei der Konturenschärfe zeigen sich leichte Schwächen, die aber nicht weiter stören. Die Farbwiedergabe entspricht dem stylischen Look des Films und weist keine Schwächen auf. Rauschmuster sucht man vergeblich.

Tonqualität

Der 5.1-Sound bietet eine gute räumliche Kulisse, die nicht nur auf den Musikeinsatz setzt, sondern des öfteren Nebengeräusche auf die Boxen verteilt. Natürlich hat der Film aufgrund seiner starken Dialogausprägung nur selten Gelegenheit dazu, aber wenn sie da ist, wie beispielsweise in der Anfangssequenz, dann wird sie konsequent genutzt. Die Dialoge sind klar und verständlich. Rauschen gibt es nicht.

Extras

Michael Caton-Jones, der Regisseur des Films, ist Schotte. Wenn man sich den Audiokommentar anhört, den er alleine spricht, wird seine Herkunft mehr als deutlich. Insofern ist für den Genuss seiner Ausführungen ein gutes Ohr notwendig, da es keine deutschen Untertitel gibt. Nimmt man den Kampf mit der schottischen Mundart auf, dann bekommt man einen sehr ordentlichen Audiokommentar, der sich mit der Konstruktion der Thrillergeschichte beschäftigt, Anmerkungen zum Regiestil macht, Hintergründe zum Casting und den Schauspielern liefert sowie die Kameraarbeit beleuchtet. Ein bisschen zu oft driftet Caton-Jones in Begeisterungsstürme ab, fängt sich aber schnell wieder, um interessante Informationen preis zu geben. Das 20minütige Making Of bietet den üblichen Auswurf der Werbemaschinerie im Vorfeld eines Kinostarts. Die 19minütige Pressekonferenz mit Sharon Stone ist ein Zusammenschnitt einiger Aussagen des Hollywoodstars. Darin geht es nie um „Basic Instinct 2“, sondern um ihr soziales Engagement für Hilfsorganisationen oder um ihre Erkenntnis, dass sie viele Vorurteile gegen Deutschland abbauen konnte. Besonders wertvoll ist der Beitrag nicht. Der „Blick hinter die Kulissen“ (Acht Minuten) langweilt mit aussagelosem B-Roll-Material, das auch durch die deutschen Untertitel keine zusätzliche Dimension erhält.

Fazit

„Basic Instinct 2“ ist eine faszinierende Reflexion über den Mythos Catherine Tramell, deren bloße Präsenz geeignet ist, die Phantasie anzuregen. Sharon Stone überzeugt als Femme Fatale ebenso wie ihr Gegenspieler David Morissey als kontrollierter Psychiater. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial punktet mit dem Audiokommentar, der Rest ist ohne Wert.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Basic Instinct 2 (USA 2006)
Länge 111 Minuten (Pal)
Studio Constantin im Vetrieb der Highlight
Regie Michal Caton-Jones
Darsteller Sharon Stone, David Morrissey, Charlotte Rampling, u.a.
Format 1:2,40 (16:9)
Ton DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Michael Caton-Jones (Regie), Making Of, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch gut