Helden aus der zweiten Reihe

American Splendor

Ein Comic braucht Superhelden, die sich an Fäden hängend durch die Straßenschluchten hangeln oder einfach nur durch die Lande fliegen und das Böse bekämpfen, um die übrigen Bürger zu schützen. Das mag vielleicht für die bekanntesten Werke gelten, aber wer die Welt der Undergroundcomics betritt findet ganz anderes, unter anderem Harvey Pekar. "American Splendor" erzählt die reale Geschichte Pekars, der als Archivar in einem Krankenhaus Clevelands arbeitet. Er sammelt alte Schallplatten, die er teilweise wieder verkauft, um seinen Mindestlohn aufzubessern. Eines Tages trifft er auf einem Flohmarkt Robert Crumb, der wenig später eine große Nummer im Bereich der Undergroundcomics wird. Pekar beginnt, sein Leben in Strichmännchen-Comics zu verarbeiten, die er Crumb zeigt. Der ist begeistert, illustriert Pekars Geschichten und die Serie "American Splendor" erblickt das Licht der Welt. Sie wird zu einem Erfolg, aber der Erlös reicht nicht, um Pekar ein angenehmes Leben zu bescheren. Letztlich braucht er seinen Job auch, um seine Geschichte aus den Straßen Clevelands weitererzählen zu können. So faszinierend Harvey Pekars Leben und die filmische Umsetzung ist, so unklar bleibt die Größenordnung des Phänomens "American Splendor". Seine Auftritte in der David-Letterman-Show deuten zwar auf einen nicht unerheblichen Bekanntheitsgrad hin, aber möglicherweise fungierte er nur als skurriles Ausstellungsstück zur Belustigung des Publikums. An solchen Stellen ist Pekars Geschichte nicht sauber erzählt. Hat Pekar seinen Job in der Endphase vor seiner Pensionierung nur behalten, weil er ihn als Inspiration für seine Comics brauchte? Ohne dieses Wissen lässt sich Pekar nicht hundertprozentig verstehen. Seine Stärken hat der Film in der Charakterisierung der frühen Lebensumstände des Archivars. Comic und Film verbinden sich zu einem ebenso amüsanten wie teilweise tragischen Portrait. Die Auftritte des echten Harvey Pekar runden die facettenreiche Darstellung ab.

Bildqualität

Die Bildqualität der DVD ist sehr gut geraten. Ohne Dreckspuren oder Bildpunkte präsentiert sich der Film. Die Farbpalette ist eher reduziert gehalten. Die DVD überzeugt durch die perfekte Wiedergabe der tristen Atmosphäre aus Clevelands Strassen. Beeinträchtigungen hinsichtlich der Bildschärfe gibt es nicht. Der Kontrast wirkt gut auf die Bildgestaltung eingestellt. Rauschmuster gibt es nicht.

Tonqualität

Der Ton ist zwar in 5.1 vorhanden, das kann bei diesem Werk jedoch nicht ausgespielt werden. Lediglich die Musik sorgt für räumliche Effekte. Ansonsten sind die Dialoge klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht zu vermelden.

Extras

Der Audiokommentar mit Toby Radloff, Harvey Pekar, Shari Springer Berman, Robert Pulcini, u.a. gehört zu den durchschnittlichen Vertretern seiner Zunft. Einzig der echte Toby Radloff und zeitweise der echte Harvey Pekar ordnen das Geschehen auf interessante Weise in ihre Lebensumstände ein. Von den anderen hört man in der Regel Produktionstrivia, die aber nur wenig amüsant sind. Bei den Beteiligten zeigt sich deutlich spürbar eine Unsicherheit, was man sagen soll.

Die Featurette "The Road to Splendor" (etwa 3 Minuten) ist ein schnell geschnittenes Stück über die Filmvorführung in Cannes, das wie ein humorvolles Video funktioniert. Inhaltlich bringt es nichts, aber es unterhält. Warum es auf der DVD als Making Of bezeichnet wird, bleibt ein großes Rätsel.

Hinter Behind the scenes verbergen sich mehrere kurze Beiträge, in denen die einzelnen Figuren vorgestellt werden. Man sieht Szenen von den Dreharbeiten, die mit Interviewsequenzen der Darsteller zusammen geschnitten werden. Nett aber nicht wichtig

Sehr schön geraten ist allerdings das Booklet, das als eine Art Sondernummer der "American Splendor"-Serie, den Inhalt des Films nacherzählt.

Der Trailer rundet das Bonus-Material ab.

Fazit

"American Splendor" verhilft dem skurrilen Underground-Comic-Autor Harvey Pekar, der sein Leben in Comics nacherzählt, zu einer größeren Aufmerksamkeit. Dabei handelt es sich vor allem um ein menschlich-berührendes Portrait, das mit viel Humro umgesetzt wurde. Das Bonus-Material ist leider nur durchschnittlich, da der Audiokommentar nicht hält, was man sich von ihm versprechen konnte.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel American Splendor (USA 2003)
Länge 97 Minuten (Pal)
Studio Sunfilm
Regie Shari Springer Berman und Robert Pulcini
Darsteller Paul Giamatti, Harvey Pekar, Hope Davis, Joyce Brabner, Judah Friedlander, James Urbaniak u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar mit Toby Radloff, Harvey Pekar, Shari Springer Berman, Robert Pulcini, u.a.; Trailer u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung Film gut, Extras nur durchschnittlich