Dem Titel des Films zum Trotz geht es weniger um den Mörder, der in den 70er Jahren in Rochester, New York, tatsächlich sein Unwesen getrieben hat, als vielmehr um die Ermittlerin Megan, für die es keine Entsprechung in der Fallgeschichte gibt. Die Polizistin verbeißt sich nach dem Fund der ersten Kinderleiche in den Fall. Sie ist so engagiert bei der Sache, dass erste Halluzinationen nicht lange auf sich warten lassen. Die Opfer scheinen aus dem Jenseits Kontakt mit ihr aufzunehmen, um den Schmerz zu teilen. Megan fixiert sich schließlich so stark auf die Lösung des Falls, dass sie zusammenbricht. Nach einer psychiatrischen Behandlung wird sie an den Schreibtisch versetzt. Als der Mörder zwei Jahre nach den ersten Leichenfunden wieder zuschlägt, kann Megan ihren Ex-Mann überreden, der inzwischen Polizeikapitän geworden ist, sie als Beraterin ins Team zu nehmen. Aber Megan überschätzt ihre Fähigkeit, die eigenen Dämonen im Zaum zu halten.
Rob Schmidt interessiert sich für den Mörder im Wesentlichen als Phantom, dessen Taten eine eisige Macht ausstrahlen. Er ist das Symbol einer psychischen Belastung, die aus Megans Unfähigkeit resultiert, das Gesehene verarbeiten zu können. Da die Polizistin keinen persönlichen Bezug zu den Opfern hat, kann sie nicht um die toten Kinder trauern. Angesichts der schockierenden Taten funktioniert ihre professionelle Distanz auch nicht mehr. Beides setzt eine erbarmungslose Spirale des psychischen Verfalls in Gang, deren Dynamik Rob Schmidts Kameramann Joe DeSalvo in eisig-klare Bilder gegossen hat. Die düsteren Blau- und Grautöne vieler Außenaufnahmen spiegeln einerseits Megans Hilflosigkeit angesichts der Namenlosigkeit des Mörders wieder, andererseits reflektieren sie die gefühllose Art, mit welcher der Täter zu Werke geht. Beides bedingt sich innerhalb der Logik des Verfalls, den Megan durchlebt. Ihre normale Persönlichkeit, die durch menschliche Anteilnahme geprägt ist, verschwindet zugunsten einer ebenso manischen wie mechanischen Jagd nach dem Mörder. Die innere Anteilnahme als Antrieb für die Ermittlungen weicht einem kühlen Zwang. Die Präzision der Inszenierung, die mit zunehmender Laufzeit kaum einmal einen Moment der Hoffnung präsentiert, lässt dabei ein bisschen Emotionalität vermissen. Das ändert aber nichts daran, dass dieses psychologische Drama sehenswert ist.
Bildqualität
Das Bild des auf HD-Video gedrehten Films ist erwartungsgemäß blitzsauber. Der Transfer überzeugt mit einer meist sehr guten Schärfe, die sowohl viele Details zur Geltung bringt als auch klare Konturen besitzt. Bei Bewegungen leidet die Schärfe bisweilen ein wenig, so dass das Bild etwas weicher wirkt. Die reduzierte Farbgebung entsättigter Töne wurde sehr gut auf die Bluray übertragen, so dass sich die düstere Atmosphäre voll entfalten kann. Während der leichte Rückgang der Detailfreude bei dunklen Szenen eher wie eine leichte Schwäche der Bluray wirkt, macht das gelegentliche Überstrahlen heller Flächen den Eindruck eines visuellen Stilmittels. Insgesamt überzeugt der Kontrast, so dass ein plastisches Bild zu sehen ist. Die leichte Körnigkeit stört nicht, sonstige Rauschmuster sind nicht vorhanden.Tonqualität
Da der Film einen weitgehend ruhigen Charakter besitzt, spielt sich das akustische Geschehen zumeist in den vorderen Lautsprechern ab. Hier überzeugt der englische 5.1-DTS-HD-Master Ton mit einer präzisen Differenzierung, welche die Bandbreite der vorderen Lautsprecher ausnutzt. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht. Die Musik sorgt für ein leichtes räumliches Gefühl. Der Umfang bleibt aber beschränkt. Davon kann sich auch der deutsche Upmix in 7.1-DTS-HD-Master-Qualität nicht nennenswert absetzen.Extras
Der Audiokommentar von Rob Schmidt (Regie) und Isen Robbins (Produktion) gewinnt nach den ersten Minuten, die Rob Schmidt alleine bestreitet, an Fahrt. Beide gehen unter anderem auf die Kameraarbeit, die Darsteller sowie die Produktionsbedingungen ein. Insgesamt ein nicht uninteressanter solider Kommentar ohne besondere Stärken. Deutsche Untertitel fehlen jedoch ebenso wie beim zweiten Kommentar von Tom Malloy (Drehbuch, Produktion, Darsteller), der sich ausführlich über sein Drehbuchkonzept, die Darsteller sowie die Produktionshintergründe (Drehorte, Drehbedingungen, etc.) äußert. Darüber hinaus schlägt er einen Bogen zu den realen Ereignissen, die als Basis für den Film dienten. Etwas nervig dabei ist, dass er oftmals ansetzt, ein paar Fakten zu nennen, sich dann aber immer wieder selbst zugunsten irgendeines Hinweises zu einem weiteren Darsteller unterbricht. Insgesamt aber ein guter Kommentar, wenn man die übliche Lobhudelei beiseite lässt. Das Making of (etwa sechs Minuten) ist wie so oft keines, sondern es besteht aus unkommentiertem B-Roll-Material. Eine alternative Version der Szene, in der Eliza Dushku als Polizistin zum Tatort des ersten Opfers kommt, sowie der Trailer runden das Bonusmaterial ab, welches jenseits des Trailers nicht hochauflösend vorliegt.Fazit
„Alphabet Killer“ erzählt mit präziser Inszenierung und düsteren, blau-gräulichen Bildern ein psychologisches Drama um eine Ermittlerin, die angesichts eines Serienkillerfalls um ermordete Kinder einen zunehmenden Persönlichkeitsverfall erleidet. Technisch ist die Bluray gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | The Alphabet Killer (USA 2008) |
Länge | 98 Minuten (24p) |
Studio | Sunfilm |
Regie | Rob Schmidt |
Darsteller | Eliza Dushku, Cary Elwes, Timothy Hutton, Tom Malloy, Michael Ironside, u.a. |
Format | 1:1,78 (16:9) |
Ton | DTS-HD-Master 7.1 Deutsch, DTS-HD-Master 5.1 Englisch |
Untertitel | Deutsch |
Extras | Audiokommentar mit Rob Schmidt (Regie) und Isen Robbins (Produktion), Audiokommentar mit Tom Malloy (Drehbuch, Produktion, Darsteller), Trailer, u.m. |
Preis | ca. 16 EUR |
Bewertung | sehenswert, technisch gut |