Hobby-Profi-Killer in Schottlands Einöde

28 Minuten bis zum Tod

28 Minuten bis zum TodDie Rechnung ging nicht auf, als der Drogenhändler Barry seinen Lieferanten an Schottlands Küste ins Jenseits befördert hat. Denn ein Pärchen aus einem nahe gelegenen Zehn-Seelen-Kaff hat ihn bei seiner Straftat beobachtet, so dass Barry nun eine langjährige Haftstrafe droht. Da ihm die exakte Identität der Zeugen nicht bekannt ist, beauftragt er einen Killer, einfach alle in Frage kommenden Bewohner umzulegen. Die lästigen Zeugen müssten dann schließlich auch aus dem Weg geräumt sein. Nach der Geldübergabe macht sich der Killer auf den Weg, um vor Ort zunächst die Zeit zu stoppen, die ihm für sein Unternehmen zur Verfügung steht. Dabei stellt er fest, dass in 18 Minuten und 36 Sekunden alles erledigt sein muss. „28 Minuten bis zum Tod“ krankt nicht an einer untauglichen Grundidee, sondern an der Ausarbeitung des groben, durchaus brauchbaren Handlungsgerüstes.

Irgendwann muss irgendjemand Regisseur Steven Lewis Simpson einmal ins Ohr geflüstert haben, dass es viel gruseliger ist, wenn der Killer nicht rennt, sondern ganz ruhig sein Jagdgebiet abschreitet, um seine grausige Tätigkeit zu vollenden. Und genau dieser Jemand hat vergessen, dem Steven Lewis Simpson auch noch einzuflüstern, dass es eine prächtige Idee wäre, wenn der Killer nicht nur ruhig wäre, sondern auch besonnen und durchdacht handeln würde. Die Figur soll schließlich ein Profi-Killer sein, der eiskalt unfassbaren Schrecken über harmlose Bürger bringt. 28 Minuten bis zum Tod„28 Minuten bis zum Tod“ hat nicht die Absicht, die Tragödie eines Profi-Killers zu erzählen, der an seiner Mission scheitert. Daran hält sich der von Ian Hanmore gespielte Killer aber nicht. Ganz konsequent lässt er die beiden schnellsten, jungen Männer zunächst entwischen, obwohl er sie genau gesehen hat, weil er mit seiner Staubmaske ausgerüstet wie ein Ölgötze auf der Straße herumsteht und drehbuchgemäß ganz ruhige Bewegungen macht. Vielleicht befinden sich in den Häusern noch Leute, die ihm viel gefährlicher werden können, als die beiden Männer, flüstert ihm das Drehbuch ins Ohr, und so durchsucht er seelenruhig die Behausungen.

Dadurch wirkt er nicht nur wie ein pomadiger Hobby-Killer, ihm scheint auch entgangen zu sein, dass sein mit Waffen vollgestopftes Auto in der Fluchtrichtung der beiden Männer steht. „28 Minuten bis zum Tod“ ist dementsprechend nicht nur nach scheinbar allgemeingültigen Maßstäben schwachsinnig – denn das wäre völlig unwichtig, wenn der Film eine stimmige nach eigenen Regeln funktionierende Welt entwerfen würde – er hält seine eigenen Prämissen nicht ein. Der Profi-Killer muss nicht nur aus der grundsätzlichen Filmlogik heraus furchterregend sein, dass „28 Minuten bis zum Tod“ als Thriller daher kommt und der bösartige Drogenhändler Barry natürlich einen fähigen Mann beauftragen wird, um der drohenden Haftstrafe zu entgehen, der Film führt die Killerfigur in einer Prä-Sequenz auch als fintenreiches Arschloch ein. Umso erstaunlicher sind die Dummheiten, die er sich später erlaubt und nur dazu dienen, die Handlung am Laufen zu halten. Regisseur Steven Lewis Simpson opfert mangels guter Ideen die eigenen Grundvoraussetzungen und damit opfert er auch das filmische Potential der Geschichte, Spannung und Drama zu erzeugen. Das Ergebnis ist schlicht langweilig. Da ändern auch die soapartigen Teenie-Konflikte und Eifersüchteleien nichts.

Bildqualität

28 Minuten bis zum TodDa der Film mit günstigen DV-Kameras gedreht wurde, siedelt sich die Schärfe auf einem durchschnittlichen Niveau an. Die Farben sind kräftig mit teilweise extremen Tönen, was unter Umständen auf Farbfilter zurückzuführen ist. Der Kontrast neigt ebenfalls zu Extremen. Diese filmtechnisch bedingte Bildsituation wurde sehr gut auf die DVD übertragen, besser als das Ausgangsmaterial kann sie eben auch nicht sein. Darüber hinaus kommt es zu Blockbildung und leichten Doppelkonturen, die das Bild aber auch nicht verbessern.

Tonqualität

Die beiden 2.0-Spuren liefern klare und verständliche Dialoge sowie eine sehr ordentliche Musikabmischung auf den vorderen Lautsprechern so dass zumindest tontechnisch alles dafür getan worden ist, um eine spannende Atmosphäre zu schaffen. Wer es unbedingt will, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Das etwa 16minütige Making Of zeigt einige Darsteller bei ihrem Vorsprechen, geht auf die Auswahl der Drehort ein und präsentiert unkommentiertes B-Roll-Material vom Dreh. Die Aufnahmen der Vorsprech-Termine weisen eine so miese Tonqualität auf, das sie nicht weiter interessant sind, die unkommentierten B-Roll-Aufnahmen besitzen das gewohnte Niveau solcher Bilder. Einzig die kurzen Informationen über die Drehorte sind gut ausgefallen. Eine Bildergalerie rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„28 Minuten bis zum Tod“ widerspricht sich in seiner Handlungskonstruktion permanent selbst, wenn der Profi-Killer beispielsweise als cleveres Arschloch eingeführt wird und sich während der Haupthandlung ungeschickt verhält. Dadurch zerstört der Film jegliches atmosphärisches Potential und etabliert sich als langweiliges Konstrukt. Technisch ist die DVD unterer Durchschnitt. Stefan Dabrock

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Ticking Man (GB 2003)
Länge 85 Minuten (Pal)
Studio Marketing Film
Regie Steven Lewis Simpson
Darsteller Alan McCafferty, Ian Hanmore, Harriet Hunter, Gavin Marshall, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Making Of, Bildergalerie
Preis ca. 8 EUR
Bewertung schwach, technisch unterer Durchschnitt