Eine genauere Vorstellung des Théâtre du Grand Guignol
kann an dieser Stelle aus Platzgründen nicht erfolgen. Der
oben erwähnte Essay bietet dazu eine interessante Einführung
in das Thema. Das Zitat habe ich angeführt, um zu verdeutlichen,
dass die Splatter-Effekte des Kinos und ihre Verwendung als wesentlicher
Bestandteil der dramaturgischen Erzählung keineswegs aus dem
Nichts gekommen sind. Kulturgeschichtliche Vorbilder sind vorhanden.
In "2000 Maniacs" nutzt Herschell Gordon Lewis die blutige
Variante der Todesinszenierung, um eine komödiantische Nordstaater-Südstaatler-Gesachichte
zu erzählen. Zwei Autoladungen Yankees folgen fingierten Umleitungsschildern
und gelangen in ein kleines Südstaatenkaff, deren Bürgermeister
sie zusammen mit der ganzen Stadtbevölkerung als Ehrengäste
einer Hundertjahrfeier willkommen heißt. Über die genauen
Hintergründe des Festaktes schweigen sich die Südstaatler
aus. Einzelnen Ehrengästen erscheint die aufdringliche und
keinen Widerspruch duldende Gastfreundschaft der Einheimischen jedoch
etwas merkwürdig. Und schon bald zeigt sich, dass das Misstrauen
auch gerechtfertigt ist, denn die Ehrengäste sollen einer nach
dem anderen in spaßigen Spielen geopfert werden. Vor 100 Jahren
hatten Nordstaatler während des Bürgerkriegs ein Massaker
verübt. Mit der aktuellen Feier wollen die Südstaatler
Rache nehmen.
Wer
das erstaunlich gut geratene Remake "2001 Maniacs" schätzt,
kommt ohne Zweifel nicht umhin, Gordon Lewis' Original anzusehen.
Wie eine Jahrmarktsattraktion der größten Sensationen
- hier muss ein wenig die Entstehungszeit berücksichtigt werden,
heute ist man anderes gewohnt - rollt die Erzählung kontinuierlich
weiter. Der erste Splattereffekt lässt zwar eine halbe Stunde
auf sich warten, aber danach geht es unvermindert weiter. Dabei
überrascht die satirische Konstruktion der Handlung, die als
bösartige Darstellung des Risses zwischen Nord und Süd
funktioniert. In diesem Sinne dreht Gordon Lewis in konsequenter
Weise Begriffe und Klischees um. Die missgeleiteten Nordstaatler
weisen dem Ausdruck Ehrengäste eine völlig andere Bedeutung
zu, als es die Einheimischen tun. Aus deren Sicht erscheint es angesichts
der historischen Ereignisse jedoch folgerichtig, die Gäste
mit Hilfe bunter Spiele umzubringen. Während Südstaatler
dem Klischee nach gerne als dumm und rückständig dargestellt
werden, ist ihre aggressive Freundlichkeit der Begriffsstutzigkeit
ihrer "Gäste" deutlich überlegen. Der Splatter
selbst fügt sich nahtlos in die überspitzte Darstellung
des Geschehens ein. Wenn alle Figuren und Handlungen überzeichnet
sind, dann ist es nur konsequent, auch die Tode zu überzeichnen.
Bildqualität
Das Ausgangsmaterial für die DVD des 38 Jahre alten Films wurde ganz offensichtlich mit Rauschfiltern behandelt. Dadurch leidet die Schärfe ein wenig und es kommt zu Nachzieheffekten bei Kamerabewegungen. Ansonsten ist das Bild aber schwächefrei. Die Farben sind hübsch bunt, Defekte oder Verschmutzungen sind selten. Auch der Kontrast macht eine gute Figur. Das in mancher Nachtszene nicht alle Details zu sehen sind, liegt am niedrigen Budget der Produktion. Es wurde tatsächlich nachts und mit wenigen Scheinwerfern gedreht. Insgesamt also ein sehr ordentliches Bild.Tonqualität
Der englische Originalton - eine andere Tonspur ist auch nicht vorhanden - hat ein wenig gelitten. Da die Dialoge doch ein wenig dumpf klingen, sind sie nicht immer gut zu verstehen, aber dafür sind deutsche Untertitel vorhanden. An einer Stelle sind diese allerdings für zwei Minuten deutlich asynchron, was ein bisschen stört. Die Musikwiedergabe ist gut.Extras
Der Audiokommentar von Herschell Gordon Lewis (Regie), David F. Friedman (Produktion), Mike Rainey (Something Weird Video) und Jimmy Maslin (Shock Films) fällt ganz hübsch aus. In launiger Runde geht es um die Entstehungszeit des Films und die Splattereffekte, einige Anekdoten zur Produktion sowie ein paar Informationen zu den Produktionsumständen werden ebenso zum Besten geben, wie man etwas zu den Darstellern und Darstellerinnen sagt. Unter anderem erfährt man, dass das Playboy-Playmate Connie Mason nicht immer textsicher war, so dass sie in einer Szene kurzerhand ein paar Dialogzeilen weniger sagen musste als eigentlich vorgesehen.Fazit
Splatter-Pionier Herschell Gordon Lewis inszenierte mit "2000 Maniacs" eine schwarzhumorige Satire auf das Verhältnis zwischen den amerikanischen Nord- und Südstaaten. Dabei fügt sich die Lust an der Todesinszenierung nahtlos in die grelle Darstellung der Geschehnisse ein. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.Stefan Dabrock
Originaltitel | 2000 Maniacs (USA 1964) |
Länge | 87 Minuten (Pal) |
Studio | cmv laservision |
Regie | Herschell Gordon Lewis |
Darsteller | William Kerwin, Connie Mason, Jeffrey Allen, Ben Moore, u.a. |
Format | 1:1,33 |
Ton | DD 2.0 Mono Englisch |
Untertitel | Deutsch, Holländisch |
Extras | Audiokommentar von Herschell Gordon Lewis (Regie), David F. Friedman (Produktion), Mike Rainey (Something Weird Video) und Jimmy Maslin (Shock Films), Outtakes, Bonusfilm "Mesa of lost Woman", u.m. |
Preis | ca. 17 EUR |
Bewertung | gut, technisch ordentlich |