dvdheimat informiert: Fantasyfilmfest Nr. 24

Director's Spotlight

Kaboom

REGIE Gregg Araki DARSTELLER Thomas Dekker / Haley Bennett / Chris Zylka / Roxane Mesquida / Juno Temple DREHBUCH Gregg Araki KAMERA Sandra Valde-Hansen PRODUCTION DESIGN Todd Fjelsted PRODUZENT Andrea Sperling / Gregg Araki KONTAKT Wild Bunch Germany

Ein paar durchgestylte College-Kids geraten bei ihrem Leben zwischen Party, Drogen, Sex und Sinnsuche in einen Strudel zunehmend bizarrer werdender Ereignisse. Gregg Araki gelingt eine brillante Kommödie, die einerseits den geleckten, scheinbar perfekt ausgestalteten Stil des homo- und metrosexuellen Millieus seiner intellektuellen College-Kids persifliert, und andererseits den Stachel der Groteske in Form einer absurden Bedrohung hineintreibt. Dank der perfekten Bildsprache, welche die künstliche, klinisch-reine Optik einer Werbeästhetik besitzt, sorgt Araki bereits zu Beginn für ein gehöriges Maß an Irritation, da alles nicht von dieser Welt zu sein scheint. Im weiteren Verlauf der Handlung zertrümmert er das ohnehin kaum glaubwürdig aussehende Idealbild der Perfektion mit satirischem Grimm, der sowohl böse daherkommt, aufgrund der mit leichter Hand dargebrachten Inszenierung aber auch eine lockere Atmosphäre kreiert. Das Dasein der Helden bekommt durch surreale Wendungen, die brüllend komisch sind, zunemend hysterische Züge, welche vom Ende der Illusion künden. Araki zeigt mit KABOOM, dass er auf der Höhe seiner Schaffenskraft ist. Ein Muss auf dem Fantasy Filmfest.
Stefan Dabrock

Inhalt:
"Kaboom! Das ist die subversive Sprengkraft, die von Gregg Arakis mittlerweile zehntem Film ausgeht und die zugleich seine Rückkehr zu den knalligen, aggressiven und grenzenlos wilden Filmen der „Teen Apocalypse Trilogy“ besiegelt, die er in den 90er-Jahren hervorgebracht hat – TOTALLY F***ED UP, THE DOOM GENERATION, NOWHERE. Im besagten mittleren Teil dieser Trilogie zischt Rose McGowan als grell geschminktes Punk-Goth-Girl gleich zu Beginn „Fuck!“ in Richtung Kamera. Danach bricht die Hölle los mit einer Palette von Sex und Gewalt – das Verderben als Kunstform. KABOOM ist sozusagen das Geschwister im Geiste: eine furios komische Mischung aus in quietschbunte Farben getauchter Endzeit- Vision und sexuell aufgeladenem California-Teeny-Streifen, in dem sich das Ende der Welt als der ultimative aller Orgasmen entpuppt. Und Höhepunkte gibt es einige in Arakis Film, der seine Darsteller für den frigiden Geschmack amerikanischer Sittenwächter mal wieder unvorstellbare Dinge tun und sagen lässt. Warum auch nicht? Alle Akteure sehen superscharf aus (und sind auch scharf aufeinander), schmeißen Drogen und hauen sich im Minutentakt coole Sprüche um die Ohren. Wenn zum Beispiel Smith, der betont bisexuelle Held der Geschichte (gespielt von Thomas Dekker mit ewig verwundertem Gesichtsausdruck, als sei er bei einer von Ken Russell inszenierten Orgie zwischen Jared Leto und dem Cast von GOSSIP GIRL gezeugt worden), plötzlich mit einer albernen, pseudo-existenzialistischen Baskenmütze aufkreuzt, was seine beste Freundin Stella (Haley Bennett – heiß!!!) mit einem staubtrockenen „Sind wir in Paris?“ quittiert. Kaboom. Wer sich all die treffsicher ausgespuckten One-liner merken könnte, hätte unterhaltungstechnisch echt ausgesorgt … Aber es geht überdies um diverse Absurditäten wie religiöse Verschwörungen oder geheime Pläne, den Untergang der Menschheit herbeizuführen – als hätte sich die Manson-Family bei Scientology eingeschleust. Da setzt KABOOM dann auf einmal zum Helter Skelter an, da macht sich in dem entspannten Jeder-mit-jedem-Woodstock auf einmal ein Altamont-Vibe breit, der zunehmend alles Licht aus dem Film saugt. „It’s nuttier than squirrel shit“, kommentiert eine der Hauptfiguren das irre Treiben. Auch durchgeknallter als DONNIE DARKO, über den sich Araki mit ein paar strategisch platzierten Hasen lustig zu machen scheint. Unser Fazit: KABOOM ist der perfekte Partyfilm „for the end of the world as we know it“ – oder eben fürs Fantasy Filmfest …" (Fantasy Filmfest Katalog)