dvdheimat informiert: Fantasyfilmfest Nr. 26
Selected Features
The Dinosaur Project
GROSSBRITANNIEN 2012 / 84 MIN / ENGLISCHE OV REGIE Sid Bennett DARSTELLER Natasha Loring / Richard Dillane / Matt Kane / Peter Brooke / Stephen Jennings DREHBUCH Sid Bennett / Jay Basu PRODUZENT Nick Hill VERLEIH Wild Bunch Germany / Planet Media
Auf einem afrikanischen Fluss wird ein treibender Rucksack mit Festplatten darin gefunden, auf denen sich die Videodaten einer verschollenen Expedition von Kryptozoologen befinden, die im Kongo auf der Suche nach noch heute lebenden Dinosauriern waren. The Dinosaur Project, ein, so will’s die Texttafel zu Beginn, Zusammenschnitt dieses Materials, erzählt die Geschichte der Verschwundenen.
Found-Footage-Horrorfilme á la "Blair Witch Project" haben gerade mal wieder Konjunktur. "Paranormal Activity" und "Apollo 18" war zuletzt Erfolg im Kino beschieden, warum also nicht mal was mit Sauriern? Gedreht von einem Typen, der sonst Saurier-Dokus dreht, mit CGI-Effekten und so. Das Ganze nennt man dann, kreativ, kreativ, "The Dinosaur Project" und lässt es aufs Fantasy-Filmfest-Publikum los. Das sich nicht amüsiert zeigte. Beziehungsweise schon, indem es den Film auslachte.
Das Stirnrunzeln beginnt bereits, wenn uns ganz zu Anfang die Nachrichtensprecherinnenüberstimme erklärt, dass das Expeditionsteam von einer Fernsehanstalt mit State-of-the-Art-Equipment ausgerüstet wurde – und dazu sehen wir, wie die Forscher mit ein paar kleinen Aldi-Camcordern hantieren. Das Stirnrunzeln geht weiter, wenn die Expedition auf dem Hinflug in den Dschungel noch mal umkehren muss, es dann aber heißt, dass das nicht ginge, weil man bereits zu viel Treibstoff verbraucht hat, als dass man den Flughafen noch erreichen könnte. Ja, was war denn dann bitte der Plan? Einfach mal in die offene Wildnis fliegen und hoffen, dass da irgendwo ein paar Dinos eine Tanke aufgemacht haben? Das Stirnrunzeln nimmt klingonische Dimensionen an, nachdem die Expedition auf Saurier gestoßen ist, Saurier auf Video gebannt hat und eigentlich nach Hause könnte, aber darüber nachdenkt, tiefer in das Gebiet einzudringen. Ein Beweis für die Existenz von Sauriern alleine wären schließlich kein sensationeller Erfolg, nein, nur noch mehr Saurier-Bilder versprechen Ruhm und Reichtum. Mobiltelefone repariert man offenbar, indem man sie stundenlang unmotiviert mit einem Schraubenzieher berührt, und wenn sie dadurch dann tatsächlich irgendwann aus heiterem Himmel wieder funktionieren, ruft man damit keine Hilfe, sondern wartet, bis sie wieder kaputt gehen. Und den Kardinalfehler von Found-Footage-Horror, nicht zu erklären, warum die Protagonisten nicht irgendwann ihre Kameras wegschmeißen und zu rennen anfangen, macht der Film sowieso.
Dieser hanebüchener Quatsch zieht sich konsequent durch den ganzen Film. Die Unfähigkeit der Macher, eine Sache zu Ende zu denken, geht sogar soweit, dass sie offensichtlich nicht mal das Found-Footage-Konzept kapiert haben. Nur so ist zu erklären, dass einer der Expeditionsteilnehmer mit laufender Kamera in der Hand von einem Dino-Viech gefressen wird – und wir Bilder aus der Perspektive eben dieser Kamera sehen, obwohl die im Magen des Reptils verbleibt. Ja, das ist durchaus medienwissenschaftlich total interessant und so, war aber im Leben kein beabsichtigter Bruch. Deutlich wahrscheinlicher ist es, dass die Leute hinter der (eigentlichen) Kamera schlicht Idioten sind.
Die wenigen, noch darüber hinaus maximal okay aussehenden Dinoeffekte hauen heute, bald zwanzig Jahre nach "Jurassic Park" niemanden mehr aus dem Kinosessel, und selbst die drei JP-Filme hatten mehr Splatter und Schockeffekte als dieses kleine Independent-Gürkchen, das auf die Bedürfnisse großer Studios und die Befindlichkeiten eines großen Publikums nun wirklich keine Rücksicht nehmen müsste. "The Dinosaur Project" ist selbst aus dieser Perspektive indiskutabel inkompetenter Kappes, bis zur Lächerlichkeit unlogisch, bis zur Müdigkeit spannungslos, bis zum Erbrechen verwackelt.
Lukas Jötten
Inhalt:
Eine Wisenschaftlerexpedition macht sich auf den weg in den Kongo, um in den tiefen des Dschungels eine sagenumwobene Kreatur aufzuspüren. Dabei kommen sie jedoch mit gefährlichen Urzeitechsen in Kontakt. Ein gnadenloser Kampf ums Überleben beginnt.
Der Film besteht aus dem Material, das der Sohn eines Wissenschaftlers während der Expedition gedreht hat. Variante des Found-Footage-Films, die einen vielversprechend direkten Zugriff auf Dramaturgie und Gefahrensituation haben könnte. Vielleicht ein knackig-kompakter Genre-Film.
Stefan Dabrock