dvdheimat informiert: Fantasyfilmfest Nr. 25

Selected Features

Urban Explorer

REGIE ANDY FETSCHER DARSTELLER NATHALIE KELLEY / NICK EVERSMAN / BRENDA KOO / MAX RIEMELT / CATHERINE DE LÉAN / KLAUS STIGLMEIER DREHBUCH MARTIN THAU PRODUZENT OLIVER THAU VERLEIH Universum Film

Unter Berlin existieren tausende Schächte, die teils seit sechzig Jahren nicht mehr betreten wurden. Es gibt Leute, die in dieses Labyrinth hinunterklettern und auf Entdeckungstour gehen, wie auch die Touri-Gruppe aus Urban Explorer, die sich eines Nachts zu einer illegalen Führung zusammenfindet. Was als historiengetränktes Abenteuer beginnt, wird alsbald zum Horrortrip, denn die jungen Leute sind in den Tunneln nicht allein.

Der Look, die Kamera, die Atmosphäre – das alles ist gewissenhaft von den US-Vorbildern kopiert. Leider übernehmen die Macher von Urban Explorer auch deren notorische Schwäche: hier wie dort strotzt das Drehbuch vor Unlogik, Unglaubwürdigkeiten und depperten Dialogen, und nach gutem Beginn macht die Geschichte auf halber Strecke krächzend schlapp, woraufhin alle Figuren sich nur noch wie schwachsinnig verhalten und die Spannung kopfschüttelnd den Saal verlässt. Was Urban Explorer dennoch reizvoll macht, ist der Umstand, dass er laut Regisseur Andy Fetscher zu etwa 80 Prozent an Originalschauplätzen unter Tage gedreht wurde. Was diesen Reiz wieder entwertet ist, dass der Zuschauer nicht weiß, welche Szenen das sind. Bleibt die Tatsache, dass man hier mal einen waschechten deutschen Horrorfilm zu sehen bekommt, der weder Amateurkiddie-Rotz noch kunstbeflissener Hochschul- oder Förderungs-Huihuibums ist. Die Frage ist, was das wert ist: zwar ist es tatsächlich hübsch effektiv, ein Horrorszenario in einem vertrauten Raum wie der Berliner U-Bahn zu sehen, aber davon abgesehen ist Urban Explorer eben wirklich nur Dutzendware, ohne Ecken und Kanten, und dazu noch – wie gesagt – mit einer Story, die völliger Mumpitz ist. Dass man dennoch nicht das Bedürfnis hat, vorzeitig aus dem Saal zu rennen, liegt einmal an der schauspielerischen Leistung von Klaus Stiglmeier und daran, dass Regisseur und Kameramann Fetscher das beste aus dem verunglückten Drehbuch macht und blitzsaubere Arbeit abliefert. Ihm kann man hier so gar keinen Vorwurf machen.

Der Produzent erklärte im Filmgespräch nach der Vorstellung, dass es fünf Jahre gedauert hätte, den Film privat zu finanzieren und in die Kinos zu bringen. Das klingt nach hohem finanziellen Risiko und großen persönlichen Entbehrungen. Sollte Urban Explorer an den Kinokassen zünden und seine Verursacher zu reichen Menschen machen: gut, dann hat sich das gelohnt. Ob er das wird? Ein Film, der halb englisch und halb deutsch gedreht wurde, wird für eine deutsche Kinoauswertung entweder plattsynchronisiert (dann ergeben viele Szenen keinen Sinn mehr) oder untertitelt (dann bleibt das Multiplex-Publikum zuhause). Ob das international anders aussieht, weiß ich natürlich nicht, aber für den hiesigen Kinomarkt sehe ich schwarz. Und wenn Urban Explorer tatsächlich floppen sollte, waren das fünf verdammt lange Jahre, nur um letztendlich einen von zahllosen austauschbaren Horrorschinken in der 18er-Ecke der Videothek gedreht zu haben.
Lukas Jötten

Inhalt:
Unter Berlin lauert ein unerschlossenes Reich aus kilometerlangen Gängen. Eine Gruppe abenteuerlustiger Touristen begibt sich mit ihrem Führer in die Welt der Katakomben. Aber der aufregende Trip am Rande des Erlaubten entwickelt sich zu einem bedrohlichen Albtraum. Denn die Gruppe ist nicht allein in der Dunkelheit. Aus den Schatten schlägt die Gefahr immer wieder zu. Der Kampf ums Überleben hat begonnen.
Nach "Bukarest Fleisch" hat Regisseur Andy Fletcher nun seinen zweiten Horrorfilm hingelegt. Die Thematik des Katakombenreiches unter Berlin, in dem sich ein klassischer Horrorfilm abspielt, hat durchaus seinen Reiz.
Stefan Dabrock