dvdheimat informiert: Fantasyfilmfest Nr. 25

Midnight Madness

Red State

REGIE Kevin Smith DARSTELLER Michael Parks / John Goodman / Melissa Leo / Michael Angarano / Kerry BishÉ / Nicholas Braun / Kyle Gallner / Kevin Pollak / Stephen Root DREHBUCH Kevin Smith PRODUZENT Jonathan Gordon VERLEIH Planet Media

Eine Kleinstadt irgendwo im Nirgendwo der Vereinigten Staaten hat ein Problem an der Backe: am Stadtrand hat sich ein Familienclan religiöser Spinner einquartiert. Die christlichen Fundamentalisten sind zunächst nur lästig – dann aber zeigt sich, wozu sie fähig sind, woraufhin die Situation unaufhaltsam zu eskalieren beginnt.

Der letzte Kevin-Smith-Film, den ich gesehen habe, war Jay & Silent Bob Strike Back. Das ist etwa zehn Jahre her. Ich war es damals leid, von ihm immer die selben Gags und Selbstfindungs-Geschichten vorgesetzt zu bekommen; war eine Weile schön, aber irgendwann ist’s auch mal gut, und wenn ich seine Filmographie richtig überblicke, ist danach auch nichts wirklich anderes gekommen. Red State hätte ich ohne dessen Festival-Einsatz vermutlich nicht geshene und damit einen unglaublichen Befreiungsschlag verpasst, den ich dem Mann niemals zugetraut hätte. Der Film hat so gar nichts mehr zu tun mit seinem Oeuvre, wie ich es noch kenne – der hier und da aufblitzende Humor ist nicht mehr nerdig und unterhalb der Gürtellinie, sondern entschlossen grimmig, und Red State ist alles andere als nett, sondern mies und dreckig, abgründig zynisch und nihilistisch, eine Beschreibung der Sexualmoral in den USA, eine wütende Kampfansage gegen christlichen Fundamentalismus und eine Betrachtung darüber, wohin eine solche Konfrontation zwangsläufig führt.

Der Film wechselt nach Belieben die Hauptfigur, zerfällt in drei Teile (die den Themen Sex, Religion und Politik gewidmet sind) und ist offenbar für Kleingeld an einem Wochenende gedreht worden. Nichts davon ist ein Vorwurf. Red State zieht seine Spannung daraus, dass man eben nicht weiß, was als nächstes passiert, dass alles offen ist, dass Look, Kamera und Schnitt sehr direkt wirken. Auch bezieht Smith, der seinerzeit mit Dogma einen sehr versöhnlichen Christenfilm ablieferte, in Red State Stellung und ist eiskalt parteiisch. Kein Wunder: Vorlage für die christlichen Weirdos waren so sympathische Vereine wie die Westboro Baptist Church und die Branch Davidians in Waco, Texas, und entsprechend scheut Smith sich nicht, die Gläubigen des Films als das zu bezeichnen, was sie unzweifelhaft sind: Arschlöcher.
Lukas Jötten

Inhalt:
Wer hätte gedacht, dass Kevin CLERKS - DIE LADENHÜTER Smith einmal einen Horrorfilm drehen würde, aber nun ist es passiert. In "Red State" freuen sich drei Teenager über ein heißes Sexdate, das ihnen einen Anzeige versprochen hat. Doch am Treffpunkt wartet einen fanatische Religionssekte, die dem moralischen Laster den Kampf angesagt hat. Und der kann nun beginnen.
"Red State" sucht sich seinen filmgeschichtlichen Platz mit einer Mischung aus Gesellschaftskommentar, Action- und Horrorfilm, der darüber hinaus noch grimmigen Humor aufweist. Angesichts der wüsten Zusammenstellung unterschiedlicher Elemente ist der Film in der Midnight Madness Sektion gelandet.
Stefan Dabrock