dvdheimat informiert: Fantasyfilmfest Nr. 25
Fresh Blood
Grave Encounters
REGIE THE VICIOUS BROTHERS DARSTELLER Sean Rogerson / Juan Riedinger / Ashleigh Gryzko / Merwin Mondesir / Mackenzie Gray DREHBUCH THE VICIOUS BROTHERS PRODUZENT SHAWN ANGELSKI
Grave Encounters war eine Reality-Show, in der sich ein Kamerateam für jeweils eine Nacht in berüchtigten Spukhäusern einschließen lässt und dort nach paranormalen Ereignissen sucht. Fünf Folgen wurden abgedreht, aber als das Team für die sechste Folge eine leerstehende Nervenklinik aufsuchte, ging etwas schief. Der Film Grave Encounters ist ein Zusammenschnitt des Materials, das man später auf den Festplatten fand – das zumindest erklärt uns der Prolog.
Knapp anderthalb Jahrzehnte nach Blair Witch Project lassen sich ein paar typische Muster des Reality-Geisterfilm-Subgenres ausmachen: erstens haben sie alle das selbe kleine Logikloch: warum filmen die Protagonisten noch mit, wenn dann irgendwann die Post abgeht, anstatt den Ballast, den die Kameras darstellen, einfach loszuwerden? Zweitens haben diese Filme nie viel zu erzählen. Der Motor der Geschichte sind nicht die Beziehungen der Figuren untereinander, sondern der nächste Schreckmoment, auf den dann immer und immer wieder ein krasserer draufgesetzt werden muss. Es sind Geisterbahnfahrten, die mit ihren Horrorsituationen stehen und fallen. Grave Encounters bietet kaum etwas, was man in diesem Genre noch nicht gesehen hat, aber anders als zum Beispiel beim schnarchigen Paranormal Activity ist das, was er bietet, sehr effektiv. Der Film nutzt gnadenlos Urängste aus, vor der Dunkelheit, vor unübersichtlichen Räumen, vor dem Unbekannten, das jederzeit hinter einem lauern könnte – schließlich sehen wir die Situation fast ständig aus der Perspektive der Kameraleute. Auch ansonsten macht der Film alles richtig: bevor das große Schreien und Zittern beginnt, behält er Bodenhaftung, weil das Fernsehteam selbst nicht an Geister glaubt, sondern einfach nur eine gute Show abliefern will, er baut eine sehr unangenehme Atmosphäre auf, in die sich der Horror erst langsam einschleicht, und als dann die Hölle losbricht, sind seine Scares so fies, dass Grave Encounters der erste Film seit langem ist, bei dem ich einige Male vor Schreck fast aus dem Kinosessel gerutscht bin.
Lukas Jötten
Inhalt:
Die TV-Sendung "Grave Encounters" ist ein großer Hit. Darin macht sich Moderator Lance Preston (Sean Rogerson) auf dem Weg zu Spukorten, um die bizarren Legenden auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu prüfen. Das führt ihn mit seinem Team auch in eine ausgediente Psychatrieanstalt, die ein gefundenes Fressen für seine Sendung sein soll. Nachdem sich seine Mitarbeiter zusammen mit ihm für die Nacht haben einschließen lassen und alles aufgebaut ist, merken Preston und seine Mitstreiter, dass die Auswahl des Drehortes vielleicht doch nicht so gut beziehungsweise zu gut war. Denn hier scheinen tatsächlich bedrohliche Dinge vor sich zu gehen.
Die Vicious Brothers hantieren bei ihrem Film mit der bekannten Prämisse, dass unbearbeitetes Originaldokumentarmaterial der Aufnahmen der besagten TV-Crew in der Anstalt zu sehen ist. Man sollte also keinen Hochglanzfilm erwarten, auch wenn ein professionelles Fernsehteam sicher bessere Aufnahmen erzeugen können sollte als etwa eine Gruppe dümmlicher Studenten, die mit einer Videokamera auf der Suche nach einer Hexe durch einen dunklen Wald irren. Insofern rechtfertigt die Prämisse des Films nur eingeschränkt eine schwache Bildqualität. Das Ergebnis kann auf dem Festival bewertet werden. Bisherige Stimmen äußern sich unter anderem dahingehend, das der Film nichts besonders neues sei, seine Spannungssituation aber gekonnt auspiele.
Stefan Dabrock